22. September, 2024

Technologie

Qualcomm prüft Übernahme des angeschlagenen Rivalen Intel

Qualcomm prüft Übernahme des angeschlagenen Rivalen Intel

Die Gerüchteküche der Halbleiterindustrie brodelt: Der Chiphersteller Qualcomm hat Interesse an einer Übernahme seines strauchelnden Konkurrenten Intel signalisiert. Zwei Insider mit Kenntnis der Angelegenheit bestätigten die Gespräche, betonten jedoch, dass noch kein formelles Angebot vorliegt. Qualcomm strebt demnach eine freundliche Übernahme an, während Intel Bedenken äußert, dass regulatorische Hürden den Deal verhindern könnten.

Eine vollständige Übernahme von Intel würde Microsofts jüngsten 69-Milliarden-Dollar-Deal mit Activision als größte Technologieakquisition der Geschichte übertreffen. Am vergangenen Freitag erreichte Intels Marktkapitalisierung 93 Milliarden Dollar, nachdem der Aktienkurs nach einem Bericht des Wall Street Journal um acht Prozent gestiegen war.

Einst der größte Chiphersteller der Welt, hat Intel in den letzten Monaten erheblich an Boden verloren. Das Unternehmen verlor im August beinahe 30 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung nach einem katastrophalen Quartalsbericht, in dem CEO Pat Gelsinger massive Stellenstreichungen und die Aussetzung der Dividende ankündigte. Seit Jahresbeginn ist der Aktienkurs um 50 Prozent gefallen, was das Unternehmen anfällig für Übernahmeangebote und feindselige Aktionäre macht.

Intel arbeitet mit Goldman Sachs und Morgan Stanley zusammen, um das Angebot von Qualcomm zu bewerten. Seit einigen Monaten beratend tätig, helfen Investmentbanker von Morgan Stanley dem Unternehmen, sich gegen aktivistische Investoren zu verteidigen – ein Schritt, der bereits von CNBC berichtet wurde.

Qualcomm, das eine Marktkapitalisierung von 188 Milliarden Dollar aufweist, erwägt die Übernahme von Intel, nachdem es zuerst den Erwerb einzelner Vermögenswerte in Betracht gezogen hatte. Dabei arbeitet Qualcomm mit der Investmentbank Evercore zusammen, um das Vorgehen zu bewerten.

Wie Qualcomm eine Komplettübernahme finanzieren will, bleibt unklar, ebenso wie mögliche Veräußerungen von Assets im Zuge eines Deals. Ein Geschäft dieser Größenordnung würde vermutlich eine intensive Prüfung durch die Wettbewerbsbehörden sowie politische Bedenken hinsichtlich der nationalen Sicherheit auslösen.

Sollte der Deal zustande kommen, würde er den US-Behörden als Mittel zur Stärkung amerikanischer Chip-Hersteller in ihrem Wettbewerb mit chinesischen Herstellern präsentiert werden. Doch ein langer Übernahmeprozess könnte die beteiligten Unternehmen im internationalen Vergleich ins Hintertreffen geraten lassen, warnen Insider.

Intel und Goldman Sachs lehnten eine Stellungnahme ab, während Morgan Stanley, Evercore und Qualcomm nicht sofort auf Anfragen reagierten. Für Intel-CEO Gelsinger, der 2021 in das Unternehmen kam und sich mitten in einem fünfjährigen Restrukturierungsplan befindet, dürfte der Druck zunehmen.

Analysten von Citi argumentierten, dass die Intel-Aktionäre wahrscheinlich eine Übernahme durch Qualcomm ablehnen würden. Stattdessen solle Intel sein Halbleitergeschäft aufgeben, da das Unternehmen kaum Chancen habe, eine führende und profitable Foundry zu werden. Übernahmegespräche bezeichneten sie als „fast zu albern, um darüber nachzudenken.“