Ein unerwartetes Lob für Biden
In einer Welt, in der politische Züge sorgfältig kalkuliert werden, überrascht Wladimir Putins öffentliches Lob für Joe Biden viele. Während des Interviews mit dem Staatssender Rossija entwarf der Kremlchef ein Bild von Biden, das ihn als erfahrenen, berechenbaren und traditionellen Politiker darstellt.
Diese Charakterisierung steht im scharfen Kontrast zu Donald Trump, dessen Präsidentschaft von einer erratischen Außenpolitik und einem unberechenbaren Führungsstil geprägt war.
Die Trump-Doktrin: Erwartungen und Realität
Trump ging mit dem Versprechen ins Rennen, die Beziehungen zu Russland zu verbessern und gemeinsame Grundlagen zu finden. Jedoch erwies sich die Praxis als komplizierter als die Theorie.
Trotz anfänglicher Hoffnungen im Kreml führte Trumps Amtszeit nicht zu einer Annäherung der Supermächte. Stattdessen verhängte seine Regierung neue Sanktionen gegen Russland, unterstützte die Ukraine mit Militärhilfen und stieg aus wichtigen Abrüstungsverträgen aus.
Biden: Ein vertrauter Gegner
Im Gegensatz zu Trump präsentiert sich Biden als ein Politiker, der die Spielregeln der internationalen Diplomatie kennt und respektiert. Seine jahrzehntelange Erfahrung in der Politik, insbesondere in der Außenpolitik, macht ihn für Putin zu einem berechenbaren Gegner.
Bidens klare Haltung zur Ukraine und seine Unterstützung für Sanktionen gegen Russland sind zwar Herausforderungen für den Kreml, bieten jedoch auch eine gewisse Vorhersehbarkeit in den Beziehungen zwischen den beiden Ländern.
Die Fernwirkung der US-Politik
Die US-Politik unter Trump und Biden hat weitreichende Auswirkungen, nicht nur auf das direkte Verhältnis zu Russland, sondern auch auf die geopolitische Landschaft in Europa.
Trumps Äußerungen und Handlungen haben die Europäer dazu veranlasst, über eine größere strategische Autonomie nachzudenken. Eine zweite Trump-Amtszeit könnte paradoxerweise zu einer stärkeren militärischen Präsenz der USA in Europa führen, gemeinsam mit einem militärisch erstarkten Europa – ein Szenario, das für Russland wenig erstrebenswert erscheint.
Strategische Kalkulationen im Wandel
Putins Präferenz für Biden über Trump mag auf den ersten Blick überraschen, doch bei näherer Betrachtung offenbart sie eine tiefere strategische Logik. In einer Welt zunehmender Unsicherheit und geopolitischer Rivalitäten bevorzugt der Kreml einen Gegner, dessen Handlungen vorhersehbar sind und der sich an die etablierten Regeln der internationalen Politik hält.
Während die USA unter Biden weiterhin ein Rivale Russlands bleiben, bietet seine Präsidentschaft zumindest eine Form von Stabilität in den turbulenten Gewässern der Weltpolitik.