Ein bemerkenswertes niederländisches Projekt namens 'War in Court' hat eine Liste mit den Namen von fast einer halben Million mutmaßlicher NS-Kollaborateure aus Kriegszeiten digital veröffentlicht. Ausgelöst wurde diese Veröffentlichung durch das Auslaufen eines Gesetzes, das den öffentlichen Zugang zu diesem umfassenden Archiv einschränkte. Das Archiv umfasst stolze 32 Millionen Seiten und beinhaltet rund 425.000 Personen, größtenteils aus den Niederlanden, die während des Zweiten Weltkriegs wegen Zusammenarbeit mit den deutschen Besatzern untersucht wurden. Tatsächlich wurde jedoch nur ein Fünftel der gelisteten Personen jemals vor Gericht gestellt, und in den meisten Fällen handelte es sich um weniger gravierende Vergehen, wie die Mitgliedschaft in der nationalsozialistischen Bewegung. Interessanterweise wird die Verordnung zum Schutz personenbezogener Daten der Europäischen Union, die DSGVO, auf bereits verstorbene Personen, welche den Großteil der aufgelisteten Namen ausmachen, nicht angewandt. Ursprünglich war geplant, die gescannten Dateien des Archivs am Donnerstag online zugänglich zu machen, wodurch Nutzer Einblick in die Dossiers von Verdächtigen, deren Opfern und Zeugen erhalten hätten. Jedoch wurde nach einer Warnung der niederländischen Datenschutzbehörde beschlossen, die vollständige Veröffentlichung zu verschieben und vorerst nur die Namensliste zu publizieren. Ein Datum für die vollständige Veröffentlichung der Dossiers steht noch aus, doch Personen mit Forschungsinteresse – darunter Nachfahren, Journalisten und Historiker – können eine Anfrage stellen, um das Archiv in den niederländischen Nationalarchiven in Den Haag einzusehen.