Im Pariser Strafgericht nähert sich der Prozess gegen die rechtsnationale Politikerin Marine Le Pen einem entscheidenden Moment. Zusammen mit 27 weiteren Angeklagten steht die 56-Jährige wegen mutmaßlicher Veruntreuung öffentlicher Gelder vor Gericht. Im Zentrum der Anklage steht der Vorwurf, dass Le Pens Partei, das Rassemblement National, finanzielle Mittel für parlamentarische Assistenten erhalten habe, die jedoch zum Teil oder vollständig für die Parteiarbeit eingesetzt wurden. Die veranschlagten Summen belaufen sich auf beinahe sieben Millionen Euro.
Der Verteidiger von Marine Le Pen, Rodolphe Bosselut, nahm den letzten Verhandlungstag zum Anlass, um leidenschaftlich einen Freispruch für seine Mandantin zu fordern. Seiner Argumentation nach versucht die Anklage, Le Pen politisch zu "eliminieren". Bosselut betonte zudem, dass die kritisierte Praxis der Nutzung parlamentarischer Assistenten nicht ausschließlich auf das Rassemblement National beschränkt sei, sondern auch andere Parteien im Europäischen Parlament sich dieser Methode bedient hätten.
Die langjährige Affäre belastet Le Pen und ihre Partei erheblich. Eine Verurteilung könnte einschneidende Konsequenzen mit sich bringen, einschließlich eines möglichen Verlusts des passiven Wahlrechts für fünf Jahre. Sollte die Strafe sofort nach dem Urteil wirksam werden, könnte Le Pen auch bei den anstehenden Präsidentschaftswahlen im Jahr 2027 nicht kandidieren. Mit einem Urteilsspruch wird im Frühjahr 2025 gerechnet.