17. September, 2024

Wirtschaft

Prognose der britischen Staatsverschuldung: Schwindelerregender Anstieg auf 274% des BIP erwartet

Prognose der britischen Staatsverschuldung: Schwindelerregender Anstieg auf 274% des BIP erwartet

Die Staatsverschuldung Großbritanniens befindet sich auf einem 'unhaltbaren' Kurs, hauptsächlich getrieben durch demografische Trends wie die alternde Bevölkerung und die kostspieligen Folgen des Klimawandels, warnt das Office for Budget Responsibility (OBR). Die Projektionen des OBR zeichnen ein düsteres Bild: Innerhalb der nächsten 50 Jahre könnte das Verhältnis von Staatsverschuldung zu BIP von derzeit unter 100 Prozent auf bis zu 274 Prozent ansteigen. Gleichzeitig soll die öffentliche Ausgabenquote von 45 auf über 60 Prozent des BIP wachsen, während die Einnahmen bei etwa 40 Prozent des BIP stagnieren.

Diese Besorgnis auslösenden Projektionen wurden im Rahmen des Berichts 'Fiscal Risks and Sustainability' veröffentlicht. Die Analyse erfolgte zu einem Zeitpunkt, an dem die Labour-Regierung vor schmerzhaften finanzpolitischen Entscheidungen warnt, um ein unvorhergesehenes Haushaltsdefizit von fast 22 Milliarden Pfund in den Griff zu bekommen. Finanzministerin Rachel Reeves deutete an, dass im kommenden Haushalt die Steuern erhöht und harte Entscheidungen in Bezug auf Ausgaben und Sozialleistungen getroffen werden müssen, um die Staatskassen zu stabilisieren.

Im letzten Haushalt der vorherigen konservativen Regierung lag die Verschuldungsquote bei 98,1 Prozent des BIP – einem Niveau, das zuletzt in den frühen 1960er Jahren erreicht wurde. Verschärfend wirkt eine Reihe globaler und langfristiger Herausforderungen, wie der OBR-Bericht feststellt.

Um die Finanzlage zu verbessern, plädiert der OBR für langjährige rigorose Sparmaßnahmen. In einer zentralen Projektion wird empfohlen, die Verschuldung durch jährliche Budgeteinsparungen von 1,5 Prozent pro Jahrzehnt wieder auf Vor-Pandemie-Niveau zurückzuführen.

Positiver Einfluss könnte dabei von verbesserten Gesundheitszuständen und erfolgreichen Maßnahmen gegen den Klimawandel ausgehen. Der größte Hebel wäre jedoch eine Erhöhung des Wirtschaftswachstums: Jede Steigerung der Produktivitätswachstumsrate um 0,1 Prozent würde den Anstieg der Schuldenquote zum BIP um 25 Prozentpunkte verringern. Ein Wachstum von einem Prozentpunkt könnte sogar dafür sorgen, dass die Verschuldung über die nächsten 50 Jahre unter 100 Prozent des BIP bleibt.

Darren Jones, der Staatssekretär im Finanzministerium, sprach von einem 'schockierenden Zustand' der öffentlichen Finanzen und betonte die Notwendigkeit sofortiger Maßnahmen zur Stabilisierung und zum Wachstum der Wirtschaft.

Ein weiterer wesentlicher Druck auf die Finanzen kommt von der alternden britischen Bevölkerung. Projiziert wird ein Bevölkerungsanstieg um 13 Millionen Menschen bis 2070, wobei zwei Drittel dieses Wachstums auf Personen über 65 entfallen – ein Alter, in dem die Gesundheitskosten pro Kopf stark ansteigen.

Auch der Klimawandel trägt erheblich zur Verschuldung bei. Die Kosten für die Fertigstellung des Übergangs zu Netto-Null sowie die Bewältigung der durch steigende Temperaturen und extreme Wetterbedingungen verursachten Schäden könnten die Staatsverschuldung um 20 bis 30 Prozent des BIP anheben.