Es war ein ganz normaler Arbeitstag für Denise Dresser, Geschäftsführerin von Slack, als sie erkannte, dass künstliche Intelligenz (KI) mehr ist als nur ein Trend. „Ich hatte ein wichtiges Telefonat, war mit einigen Themen nicht vertraut, und dann habe ich einfach die KI befragt“, erzählt die Managerin.
Was wie Science-Fiction klingt, ist mittlerweile Realität im Büroalltag: Programme wie Slack, Microsoft Teams oder Google Drive wollen mit KI-Funktionen unsere Arbeit revolutionieren – und versprechen nichts weniger als einen massiven Effizienzschub.
47 Prozent produktiver dank KI
Die Entwickler von Slack haben große Pläne. Seit Kurzem können Nutzer die KI einsetzen, um Informationen aus Gesprächen automatisch zusammenzufassen oder personalisierte Nachrichten zu erstellen.
Und die Ergebnisse sprechen für sich: Laut Slack führt der Einsatz dieser Tools zu einer Produktivitätssteigerung von 47 Prozent. Das sind 97 Minuten mehr Zeit pro Woche, die Mitarbeiter für wichtigere Aufgaben nutzen können.
Aber Slack ist nicht allein auf diesem Feld. Auch Microsoft und Google haben ihre Büroprogramme mit neuen KI-Updates ausgestattet. Mit dem sogenannten „Copilot“ lassen sich in Microsoft Teams beispielsweise Nachrichten verschicken oder sogar Geschäftsreisen organisieren – alles per Befehl an den schlauen Chatbot. Google setzt auf sein Sprachmodell „Gemini“, das Besprechungsnotizen zusammenfassen und Dokumente optimieren kann.
Skepsis trotz Fortschritt
Doch so vielversprechend die Technologie klingt, so groß ist auch die Skepsis. Viele Arbeitnehmer fühlen sich noch nicht bereit für die KI-gestützte Zukunft. Einer Umfrage des Technologieunternehmens Cisco zufolge sind weniger als die Hälfte der Mitarbeiter ausreichend auf den Einsatz von KI im Büro vorbereitet. Unternehmen wie Slack und Microsoft arbeiten daher daran, das Vertrauen in diese neuen Technologien zu stärken.
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„Halluzinationen“ – Ein Problem der KI
Ein Thema, das dabei immer wieder aufkommt, ist die Zuverlässigkeit der Ergebnisse. Colette Stallbaumer, Geschäftsführerin des Office-Bereichs bei Microsoft, weist auf sogenannte „Halluzinationen“ hin – Fälle, in denen KI-Modelle falsche oder erfundene Antworten liefern.
„Wir haben große Fortschritte gemacht, aber die Gefahr besteht weiterhin“, erklärt sie im Gespräch mit der WELT.
Bei Geschäftsanwendungen sei dieses Risiko allerdings geringer, da die KI auf interne Daten zugreife und nicht auf das offene Internet.
Fünf „Arbeitspersönlichkeiten“ im Umgang mit KI
Trotz aller Bedenken glauben Unternehmen wie Slack fest daran, dass KI die Zukunft der Arbeit prägen wird. Laut Dresser gibt es im Büro fünf verschiedene „Arbeitspersönlichkeiten“ im Umgang mit KI.
Etwa 30 Prozent der Nutzer seien „Maximalisten“, die KI regelmäßig nutzen, um ihre Effizienz zu steigern. Andere, wie die „Rebellen“, stehen der Technologie eher skeptisch gegenüber und nutzen sie kaum oder gar nicht.
Dennoch bleibt Dresser optimistisch: „Es wird nicht weniger Arbeitsplätze geben – im Gegenteil, KI wird neue Chancen schaffen.“