11. Januar, 2025

Finanzen

Privatinsolvenz: So gelingt der Neustart in nur drei Jahren

Die Privatinsolvenz kann für viele Überschuldete der Ausweg aus einer finanziellen Sackgasse sein. Dank der Reform des Insolvenzrechts ist die Restschuldbefreiung nun schneller erreichbar. Doch der Weg dorthin erfordert Disziplin und eine klare Strategie.

Privatinsolvenz: So gelingt der Neustart in nur drei Jahren
Während der Wohlverhaltensphase bleibt den Schuldnern ein monatliches Einkommen von mindestens 1.253 Euro unpfändbar – ein entscheidender Schutz vor absoluter finanzieller Handlungsunfähigkeit.

Ein Leben ohne Schulden – für viele Menschen, die finanziell am Abgrund stehen, klingt das wie ein unerreichbarer Traum.

Doch die Privatinsolvenz macht genau das möglich. Seit der Reform des Insolvenzrechts 2021 kann die Restschuldbefreiung in nur drei Jahren erreicht werden, statt wie früher erst nach sechs Jahren. Über 109.000 Menschen in Deutschland entschieden sich allein im Jahr 2021 für diesen Weg.

Doch wie funktioniert die Privatinsolvenz, und worauf müssen Betroffene achten? Ein genauer Blick auf die sechs Phasen des Verfahrens zeigt, dass der Weg zur Schuldenfreiheit zwar strukturiert, aber keineswegs einfach ist.

Der Start: Das außergerichtliche Schuldenbereinigungsverfahren

Der erste Schritt in Richtung Privatinsolvenz ist das außergerichtliche Schuldenbereinigungsverfahren. Hierbei analysiert ein Schuldnerberater die finanzielle Situation und erstellt einen Plan, der den Gläubigern vorgelegt wird.

Stimmen alle Gläubiger zu, kann die Insolvenz vermieden werden. Doch wenn nur einer den Plan ablehnt, beginnt das gerichtliche Verfahren.

Gerichtliches Insolvenzverfahren: Der formale Neustart

Scheitert die außergerichtliche Einigung, geht es vor Gericht weiter. Hier werden die Schulden und das Vermögen detailliert aufgelistet. Ein Treuhänder übernimmt die Verwaltung und prüft, ob pfändbare Vermögenswerte vorhanden sind.

Seit der Reform des Insolvenzrechts 2021 können Privatpersonen ihre Schulden in nur drei Jahren loswerden – eine deutliche Verkürzung gegenüber den früheren sechs Jahren.

Besonders wichtig: Auch während der Wohlverhaltensphase bleibt ein Teil des Einkommens unantastbar. Das Existenzminimum von 1.253 Euro pro Monat bleibt jedem Schuldner erhalten, höhere Beträge werden jedoch gepfändet.

Wohlverhaltensphase: Drei Jahre Disziplin

Die eigentliche Herausforderung beginnt mit der Wohlverhaltensphase. In dieser Zeit müssen Schuldner nachweisen, dass sie keine neuen, unangemessenen Schulden machen. Zudem sind sie verpflichtet, jede zumutbare Arbeit anzunehmen.

„Die Wohlverhaltensphase verlangt Disziplin und klare Buchführung“, betont Müller. „Wer jedoch konsequent bleibt, hat am Ende gute Chancen auf eine schuldenfreie Zukunft.“

Vorteile der Privatinsolvenz – und die Schattenseiten

Trotz der Herausforderungen bietet die Privatinsolvenz viele Vorteile. Der größte: Nach der Restschuldbefreiung können Betroffene ein neues Kapitel in ihrem Leben aufschlagen. Während des Verfahrens sind zudem Lohnpfändungen oder Besuche durch den Gerichtsvollzieher ausgeschlossen.


Lesen Sie auch:

Islamisches Kulturzentrum im Herzen Regensburgs: Streit um Kaufhofgebäude eskaliert
Eine saudische Investorengruppe plant ein islamisches Kultur- und Einkaufszentrum in der historischen Altstadt von Regensburg. Der Widerstand wächst, während Politik und Bürger die Stadtspitze kritisieren.

Doch es gibt auch Nachteile. Ein Eintrag bei der SCHUFA bleibt bis zu drei Jahre nach Abschluss des Verfahrens bestehen, was die Wohnungssuche oder den Abschluss neuer Verträge erschweren kann. Auch der Arbeitgeber wird informiert, da der pfändbare Teil des Einkommens direkt abgezogen wird.

Ein klarer Weg, aber keine einfache Lösung

Die Privatinsolvenz ist kein einfacher Ausweg, aber ein klar strukturierter Prozess, der Überschuldeten die Chance auf einen Neuanfang bietet. Wer bereit ist, die Anforderungen zu erfüllen und während der Wohlverhaltensphase diszipliniert zu bleiben, kann in nur drei Jahren schuldenfrei werden.

Die Reform des Insolvenzrechts hat den Weg deutlich erleichtert – doch auch mit diesen Erleichterungen erfordert die Privatinsolvenz Mut, Ausdauer und vor allem eine klare Planung. „Mit der richtigen Unterstützung ist der Neustart möglich“, sagt Hoffmann. „Der wichtigste Schritt ist jedoch, den ersten zu gehen.“