05. Oktober, 2024

Wirtschaft

Private Händler füllen Versorgungslücke in Gaza - zu einem hohen Preis

Private Händler füllen Versorgungslücke in Gaza - zu einem hohen Preis

In der krisengeschüttelten Region Gaza haben private Händler die Versorgungslücke gefüllt, die von internationalen Hilfsorganisationen hinterlassen wurde. Sie bieten mehr Lebensmittel und Grundversorgungsgüter als die Vereinten Nationen, doch der Preis für die palästinensische Bevölkerung ist hoch – im wahrsten Sinne des Wortes. Diese Händler stehen im Verdacht, von der hohen Nachfrage zu profitieren und die Preise in die Höhe zu treiben.

Daten der israelischen Militärverwaltung zeigen einen dramatischen Anstieg des Anteils der von privaten Akteuren geleisteten Hilfe von 5 Prozent im April auf rund 60 Prozent in den Monaten August und September. Um Zugang zu Gaza zu erhalten, bezahlen Händler hohe Schwarzmarktgebühren für israelische Importgenehmigungen sowie beträchtliche Summen für bewaffnete Sicherheitsfirmen. Diese Kosten werden letztlich auf die ohnehin schon notleidende Bevölkerung abgewälzt, die unter akutem Hunger und Nahrungsmittelknappheit leidet.

Frische Produkte, die von den Händlern bereitgestellt werden, ergänzen die von Hilfsagenturen gelieferten haltbaren Güter, doch auch nicht-essentielle Waren wie Chips finden ihren Weg nach Gaza. Israel betrachtet alle kommerziellen Waren als humanitäre Hilfe, dennoch erreichte der Gesamteingang an Lebensmitteln letzten Monat einen Tiefpunkt seit Februar, basierend auf israelischen Militärdaten.

Zwischen Mai und Juli brachten private Händler fast doppelt so viele Lastwagen nach Gaza wie der humanitäre Sektor. Ein Netzwerk von Händlern zwischen Kairo, dem Westjordanland, Israel und Gaza koordiniert den Lastwageneintritt über den südlichen Kerem-Schalom-Übergang, direkt mit dem Militär. Derweil nehmen die UN und NGOs zunehmend Abstand von den gesetzlosen und umkämpften Versorgungslinien.

Die exorbitanten Schwarzmarktpreise für Importgenehmigungen und bewaffneten Schutz haben die Gewinnmargen der Händler erheblich belastet, was sie dazu zwingt, die Preise in Gaza zu erhöhen. Ein palästinensischer Händler berichtete von Kosten bis zu 35.000 US-Dollar pro Importgenehmigung. Der UN zufolge haben hohe Preissteigerungen bei Grundnahrungsmitteln wie Tomaten in Khan Younis zu weiteren Belastungen der Bevölkerung geführt.

Während die militärische Verwaltung Israels meint, dass viele Händler nach eingehender Sicherheitsprüfung zur Lieferung von Hilfe berechtigt sind, zeigen die aktuellen Bedingungen in Gaza, dass der Zugang zu diesen Genehmigungen in den Händen weniger bleibt. Das Ergebnis ist eine weitere Verschärfung der ohnehin dramatischen humanitären Situation in der Region.