21. Januar, 2025

Politik

Prinz Harry vor Gericht: Kampf gegen die britische Boulevardpresse

Prinz Harry vor Gericht: Kampf gegen die britische Boulevardpresse

Im aufsehenerregenden Zivilverfahren von Prinz Harry gegen den Verlag der britischen Boulevardzeitung "The Sun" beginnt heute die Verhandlung. Der Sohn von König Charles III. wird im Zuge des auf zehn Wochen angesetzten Prozesses persönlich im Zeugenstand erwartet. Gemeinsam mit dem ehemaligen Labour-Politiker Tom Watson erhebt Harry den Vorwurf, dass Journalisten der "Sun" ihn ausspionierten, unter anderem durch das Abhören von Sprachnachrichten.

Neben dem Abhören von Nachrichten werden der Zeitung auch der Einsatz von Privatdetektiven und andere fragwürdige Recherchemethoden vorgeworfen. Die Kläger haben vor, ihre Argumente anhand von Artikeln zu untermauern, die ihrer Ansicht nach nur durch solche Praktiken möglich gewesen sein können. Auf der anderen Seite bleibt der Verlag NGN (News Group Newspapers), im Besitz des US-Medienmoguls Rupert Murdoch, bei seiner Behauptung, dass solche Praktiken bei der "Sun" nie stattgefunden hätten.

Die Anschuldigungen reichen zurück in die 90er-Jahre, einer Zeit, in der illegale Methoden in der britischen Presseführung weitverbreitet waren. Der Höhepunkt des Abhörskandals wurde im Jahr 2011 erreicht, als die "News of the World" - ebenfalls ein Platzhalter von NGN - nach einem ähnlichen Skandal eingestellt wurde. Die Folgen waren für den Verlag dramatisch: Entschuldigungen und finanzielle Belastungen von über einer Milliarde Pfund an Entschädigungen und Gerichtskosten prägen das Bild der Vergangenheit.

Prinz Harry geht mit diesem Prozess ein erhebliches finanzielles Risiko ein. In Großbritannien riskiert ein Kläger, der ein Vergleichsangebot ablehnt, die kompletten Anwalts- und Prozesskosten zu tragen, sollte die zugesprochene Summe geringer ausfallen als das Vergleichsangebot. Bereits Prominente wie Hugh Grant, Paul Gascoine und Melanie Chisholm hatten sich zuvor außergerichtlich mit NGN geeinigt.

Der Prozess ist Teil von Harrys anhaltendem Bestreben gegen die britische Boulevardpresse, die er als "tabloid press" bezeichnet. Bereits in Dokumentationen erklärte er seine Motivation, um das System dieser Methoden anzugreifen, was unter anderem auch die turbulente Beziehung zur royalen Familie beeinflusst hat. Der tragische Unfalltod seiner Mutter, Prinzessin Diana, sowie die Sorge um seine Frau Meghan spielen hierbei ebenfalls eine zentrale Rolle in seinem von Kritikern als Kreuzzug bezeichneten Vorgehen.