Der aufsehenerregende nationale Sicherheitsprozess des bekannten Hongkonger Aktivisten und Verlegers Jimmy Lai setzt seine juristische Reise fort. Der Gründer der inzwischen eingestellten pro-demokratischen Zeitung Apple Daily wird voraussichtlich bald zu seiner Verteidigung aussagen. Die Verhaftung Lais im Jahr 2020 erfolgte während eines entschiedenen Vorgehens gegen die massiven pro-demokratischen Proteste, die Hongkong seit 2019 erschütterten. Er verteidigt sich gegen Vorwürfe der Kollaboration mit ausländischen Mächten zur Gefährdung der nationalen Sicherheit sowie der Verschwörung zur Herausgabe aufrührerischer Publikationen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft. Dieser Fall, eng verknüpft mit der von Lai gegründeten Apple Daily Zeitung, wird als Gradmesser für Pressefreiheit und richterliche Unabhängigkeit in der asiatischen Finanzmetropole betrachtet. Bei der Übergabe der ehemaligen britischen Kolonie an China im Jahr 1997 versprach Peking, die Bürgerrechte für 50 Jahre zu bewahren. Kritiker argumentieren jedoch, dass dieses Versprechen unter dem Vorwand der nationalen Sicherheit ausgehöhlt wurde. Zahlreiche führende Aktivisten, einschließlich Lai und 45 anderen pro-demokratischen Befürwortern, wurden seither strafrechtlich verfolgt oder ins Exil gedrängt. Lai wird beschuldigt, ausländische Länder, allen voran die USA, aufgefordert zu haben, Maßnahmen gegen Peking zu ergreifen. Hierbei berufen sich die Ankläger auf Lais Treffen im Juli 2019 mit hochrangigen US-Politikern, darunter der ehemalige US-Vizepräsident Mike Pence und der frühere Außenminister Mike Pompeo, um ein mittlerweile zurückgezogenes Auslieferungsgesetz zu diskutieren. Diese Treffen sollen ein Versuch gewesen sein, Unterstützung für Sanktionen gegen führende Persönlichkeiten Chinas und Hongkongs einzuholen. Der Prozess zieht großes öffentliches Interesse auf sich. Zahlreiche Menschen standen im strömenden Regen vor dem Gericht an, um sich einen Sitzplatz zu sichern, darunter auch der 64-jährige ehemalige Apple Daily Leser William Wong, der bereits um 6 Uhr morgens eintraf, um Lai zu unterstützen. Auch internationale Stimmen, darunter die Regierungen der USA und Großbritanniens sowie unabhängige Menschenrechtsexperten der Vereinten Nationen, fordern Lais Freilassung. Eine Episode in einem Podcast offenbarte, dass der damals zukünftige US-Präsident Donald Trump versprach, hartnäckig an Lais Freilassung zu arbeiten.