19. September, 2024

Wirtschaft

Premiumisierung bei Haustierfutter: Einträglicher Markt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten

Premiumisierung bei Haustierfutter: Einträglicher Markt trotz wirtschaftlicher Unsicherheiten

Haustiere werden zunehmend wie Familienmitglieder behandelt, und dieser Trend spiegelt sich deutlich in den Kaufgewohnheiten wider, insbesondere bei der Wahl von hochwertigem Haustierfutter. Selbst in Zeiten wirtschaftlicher Belastungen sind Tierhalter bereit, für Premium-, natürliche oder Markenprodukte tiefer in die Tasche zu greifen, wie Analysten betonen. Im Gegensatz zu einigen Bereichen der menschlichen Ernährung zeigt sich der Markt für Tierfutter widerstandsfähig gegen die inflationsbedingten Einkommenseinbußen. Diese Robustheit war bereits vor der Pandemie zu beobachten, doch COVID-19 beschleunigte durch die vermehrte Anschaffung von Haustieren während der Lockdowns das Wachstum. Trotz steigender Anzahl von Tieren in Tierheimen infolge der aktuellen Lebenshaltungskostenkrise prognostizieren Experten ein langfristiges Wachstumspotenzial für den Markt. "Premiumisierung und Humanisierung treiben weiterhin die Tierfutter-Kategorie an", erklärt Tim Simonds, CEO von Primal Pet Group. Dies wird durch eine Studie der Investmentbank Lincoln International bestätigt, die feststellt, dass das Wachstum im Segment des natürlichen Tierfutters das allgemeine Marktwachstum übertrifft. Insbesondere roh oder schonend gegartes Futter, das minimal verarbeitet ist, zeigt sich als am schnellsten wachsender und hochwertigster Bereich des Marktes. In Europa wächst der Tierfuttermarkt laut Lincoln International mit einer jährlichen Wachstumsrate von 4-6% und beläuft sich auf rund 30 Milliarden Euro. Der Bereich des natürlichen Futters trägt etwa 5 Milliarden Euro mit einer Wachstumsrate von 7-9% bei. Speziell roh und schonend gegartes Futter wächst mit 9-11%, wenn auch bei einem kleineren Marktvolumen von etwa einer Milliarde Euro. Besondere Treiber dieses Wachstums sind Millennials und die Generation Z, die Haustiere als Kindersatz betrachten und bereit sind, für deren Futter höhere Ausgaben zu tätigen. Garyth Stone von Houlihan Lokey erläutert, dass die Tierfutter-Kategorie während der Finanzkrise 2007-08 in einer Weise wuchs, wie es in keinem anderen Bereich zu beobachten war. Eine Umfrage der American Pet Products Association (APPA) im Oktober zeigte unterschiedliche Ergebnisse bezüglich Haustierbesitzes und Kaufverhalten für Tierfutter. Während zwei Drittel der Befragten keine Änderungen in der Fütterungsweise ihrer Haustiere planen, geben 29% an, aufgrund der Kosten die Marke wechseln zu wollen. 14% äußern, sie könnten sich keine Haustiere mehr leisten. Trotz Preistrends bleibt Tierfutter in den USA widerstandsfähig gegen den Wechsel zu günstigeren Eigenmarken. Michael Burgmaier von Whipstitch Capital bestätigt, dass Premium-Marken weitaus weniger preisempfindlich sind als Massenmarken. Nestlé und Mars dominieren den globalen Markt durch Übernahmen, während sich die Nachfrage nach gehobenen und natürlichen Produkten verstärkt zeigt. Daneben sehen Experten erhebliche Chancen für Konsolidierungen im Einzelhandel von Tierfutter, da viele mittlere und aufstrebende Marken, die mit Partnerherstellern arbeiten, für Übernahmen attraktiv sind. Zum Abschluss blicken Branchenkenner wie Gilles Vanhouwe in die Zukunft und erwarten Innovationen bei alternativen Proteinen und nachhaltigen Verpackungen, die für die kommenden Jahre als Schlüsselthemen für den Sektor identifiziert werden.