26. Dezember, 2024

Politik

Preiserhöhung des Deutschlandtickets: Ein schwieriger Balanceakt für die Politik

Preiserhöhung des Deutschlandtickets: Ein schwieriger Balanceakt für die Politik

Die finanzielle Lage der Deutschen Bahn zwingt die Regierung zu einer schwierigen Entscheidungsfindung. Christian Lindner, Bundesfinanzminister, hat die Diskussion um eine mögliche Preiserhöhung des Deutschlandtickets wiederbelebt. „Irgendwann muss die Politik entscheiden, ob wir eher in die Schiene investieren wollen oder ob der Preis von 49 Euro bleiben soll“, äußerte sich Lindner gegenüber der „Welt am Sonntag“.

Seit der Einführung des Deutschlandtickets existiert ein Streit über dessen Preisgestaltung. Bund und Länder subventionieren das Angebot jährlich mit jeweils 1,5 Milliarden Euro, jedoch läuft die Preisgarantie seitens des Bundes und der Länder zum Ende dieses Jahres aus. Ab 2025 könnten die Kosten für die Endverbraucherinnen und -verbraucher steigen.

Die SPD zeigt sich vehement gegen eine Preiserhöhung. SPD-Fraktionsvize Detlef Müller betonte die Bedeutung von Planbarkeit und Preisstabilität für das erfolgreiche Fortbestehen des Deutschlandtickets und erklärte, dass dies in den Haushaltsverhandlungen nicht zur Disposition gestellt werden dürfe. Ulrich Lange, Unionsfraktionsvize, sieht hingegen seine Befürchtungen bestätigt, dass zu viele Ressourcen in das deutschlandweite ÖPNV-Ticket investiert werden und dann für die notwendige Schieneninfrastruktur fehlen. „Es bringt überhaupt nichts, ein Ticket bereitzustellen, wenn die Schienen kaputt sind und die Züge nicht fahren“, kritisierte der Politiker.

Die Deutsche Bahn steht zudem vor einer großen Aufgabe: Bis zum Jahr 2030 sollen 40 stark frequentierte Strecken grundlegend saniert werden, um die Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit zu erhöhen. Dies erfordert Milliardeninvestitionen. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow schlägt vor, mindestens 100 Milliarden Euro über zehn Jahre hinweg zu mobilisieren und damit einen nachhaltigen Modernisierungsschub für die Bahn umzusetzen – ähnlich dem Sondervermögen der Bundeswehr, aber unabhängig vom Bundeshaushalt.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte bereits die Idee eines Infrastrukturfonds vorgestellt, der Finanzmittel für Schienen, Straßen und Wasserwege bündelt und private Kapitalgeber einbindet. Dieses Konzept ist jedoch noch nicht umgesetzt.

Ramelow warnte angesichts unklarer Finanzierungsbedingungen vor einer möglichen Ausdünnung des Streckennetzes, wie es der „Spiegel“ diese Woche berichtete. Steigende Trassenpreise könnten vor allem Fernverkehrszüge ab 2025 deutlich verteuern und das Angebot auf weniger nachgefragten Strecken verringern. Die Deutsche Bahn betonte jedoch, dass es aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung solcher Verbindungen gebe.