In der Welt des Films und Fernsehens sind Prequels derzeit en vogue, insbesondere jene, die in die Vorgeschichten etablierter Universen wie Star Wars, Dune oder Game of Thrones eintauchen. Diese Spin-offs mögen den Originalen kaum ähneln, ziehen aber dank eines vertrauten Franchisetitels und einer zeitlich weit zurückliegenden Handlung verlässliche und neugierige Zuschauer an.
Nach Amazons Serie The Rings of Power setzt nun The Lord of the Rings: The War of the Rohirrim diese Tradition fort. Das von Kenji Kamiyama inszenierte Anime hat nur lose Verbindungen zu Peter Jacksons erfolgreichem Mittelerde-Zyklus. Abgesehen von hinreißend gezwungenen Anspielungen im Epilog, der die Stimme eines verehrten Lord of the Rings-Darstellers kurz erklingen lässt, steht vor allem der Name "Peter Jackson presents" im Vordergrund, der allein für Kassenerfolge sorgen dürfte.
Für Uneingeweihte mag der Titel The War of the Rohirrim wie ein bizarrer Wettstreit klingen, tatsächlich geht es aber um das Volk von Rohan, angeführt vom Odin-ähnlichen Häuptling Helm Hammerhand, gesprochen von Brian Cox. Obwohl von einem gegnerischen Clan bedroht, leitet seine junge, rebellische Tochter Héra hoffnungsvoll den Widerstand aus einer Bergfestung. Die Charaktere, in klaren 2D-Linien gezeichnet, wirken jedoch steif und leblos. Besonders Héra, deren Gesicht den typischen Big-Eyed-Anime-Stil trägt, gewinnt trotz der starren Darstellung durch Gaia Wise kaum an Ausdruckskraft. Die Hintergrundgrafiken hingegen sind beeindruckend und erinnern an die majestätische Ästhetik texturreicher Videospielkunst mit einer Prise keltischer Kurosawa-Einflüsse.