24. Oktober, 2024

Wirtschaft

Potenzialanalyse: Brasiliens Wachstum im Fokus

Potenzialanalyse: Brasiliens Wachstum im Fokus

Brasiliens Regierung erwägt, die Berechnung der potenziellen Wachstumsrate des Landes zusätzlich zum offiziellen BIP vorzunehmen. Damit soll verdeutlicht werden, dass Spielraum für ein robustes Wirtschaftswachstum besteht, ohne die Inflation zu befeuern. Dies erklärte Planungsministerin Simone Tebet anlässlich der jährlichen Treffen von IWF und Weltbank.

Tebet betonte, dass die brasilianischen Zinssätze nicht allein aufgrund der Annahme erhöht werden sollten, dass das Wirtschaftswachstum inflationäre Tendenzen auslöst. Sie argumentierte, dass Prognosen von Ökonomen für die letzten drei Jahre regelmäßig daneben lagen.

Das Ministerium, zusammen mit dem Think Tank IPEA und der Unterstützung der Entwicklungsbank BNDES, plant, offiziell das potenzielle BIP Brasiliens zu ermitteln. "Wenn der IWF von 2,5% spricht, sind es vielleicht sogar 2,8%", so Tebet. Eine Einschätzung des Wachstumspotenzials könnte ausgewogenere Diskussionen über Zinssätze fördern, während die Unabhängigkeit der Zentralbank gewahrt bleibt.

Die brasilianische Zentralbank steht derzeit im Konflikt mit Präsident Luiz Inacio Lula da Silva wegen der hohen Zinssätze, die das Wachstum und die Beschäftigung beeinträchtigen. Jüngst wurden die Zinssätze um 25 Basispunkte auf 10,75% angehoben, nachdem unerwartet starkes Wachstum Sorgen bereitete.

Der IWF erhöhte diese Woche seine Wachstumsprognose für Brasilien von 2,1% auf 3,0% und korrigierte damit die Schätzung aus dem Juli-Bericht auf ein mittelfristiges Wachstum von 2,5%. Die brasilianische Regierung erwartet für dieses Jahr ein BIP-Wachstum von 3,2%.

Laut Tebet sollte man sich fragen, ob das potenzielle BIP nicht sogar 3% erreichen könnte, anstatt der bisher angenommenen 1,5%: "Das ist die Frage, die wir uns stellen müssen."