12. Dezember, 2024

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Postbank-Streit eskaliert: Versuchter schwerer Betrug?

Nach einem bahnbrechenden Urteil des Kölner Oberlandesgerichts steht die Deutsche Bank erneut im Fokus schwerer Vorwürfe. Anwälte früherer Postbank-Aktionäre sprechen von Vorsatz und Täuschung – und fordern drastische Konsequenzen.

Postbank-Streit eskaliert: Versuchter schwerer Betrug?
Hat die Deutsche Bank bei Vergleichen mit wichtigen Klägern wie Elliott Finanzflüsse verschleiert?

14 Jahre Streit: Der Postbank-Deal und seine Schattenseiten

Es war eine Übernahme, die in die Geschichte einging – jedoch nicht aus den Gründen, die man erwarten könnte. 2008 begann die Deutsche Bank, Anteile an der Postbank zu kaufen.

Doch erst zwei Jahre später legte sie ein Übernahmeangebot für die übrigen Aktionäre vor – zu einem Kurs, der deutlich unter den Marktwerten vor der Finanzkrise lag.

Frühere Aktionäre behaupten, dass die Deutsche Bank schon bei ihrem Einstieg die Kontrolle über die Postbank erlangt habe und ein höheres Übernahmeangebot hätte unterbreiten müssen.

1,3 Milliarden Euro stehen als Gesamtforderung im Raum. Ein Urteil des Oberlandesgerichts Köln brachte nun neuen Zündstoff in den seit 14 Jahren tobenden Rechtsstreit.

Vorsätzliche Verstöße? Der Vorwurf wiegt schwer

Nach Einschätzung des Gerichts soll der Vorstand der Deutschen Bank im Jahr 2008 bewusst Übernahmerechtsvorgaben missachtet haben. Diese Feststellung ist brisant: Sie öffnet die Tür zu strafrechtlichen Ermittlungen und weiteren zivilrechtlichen Klagen.

Die langen Verfahrensdauern lassen die Zinsforderungen inzwischen die ursprünglichen Streitwerte übersteigen.

Anwälte, die zahlreiche Kläger vertreten, gehen nun in die Offensive. Sie sprechen von „versuchtem schweren Betrug“ durch damalige und teilweise immer noch aktive Vorstandsmitglieder, Aufsichtsräte und Rechtsberater.

„Die Staatsanwaltschaft muss unverzüglich Ermittlungen aufnehmen“, heißt es in einem Schreiben der Kanzlei Bayer Krauss Hueber an die Aufsichtsbehörden der EZB und BaFin.

Vergleiche unter Verdacht: Täuschung der Öffentlichkeit?

Doch die Vorwürfe hören hier nicht auf. Selbst bei bereits geschlossenen Vergleichen soll es nicht mit rechten Dingen zugegangen sein. Konkret steht die Frage im Raum, ob bei einer Vereinbarung mit dem US-Hedgefonds Elliott zusätzliche Gelder geflossen sind, die nicht offengelegt wurden.

Auch andere Vergleichsmitteilungen der Bank sollen „grob irreführend“ gewesen sein, um Kapitalmarktteilnehmer und weitere Kläger zu täuschen.

Besonders brisant: Die Anwälte werfen der Bank vor, 2022 notwendige Rückstellungen nicht gebildet zu haben. Nun drohen Klagen auf Bilanznichtigkeit, und sogar die Entziehung von Prüfvermerken bei zwei Jahresabschlüssen steht im Raum.


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Deutsche Bank reagiert kühl: „Aus der Luft gegriffen“

Die Deutsche Bank bleibt in ihrer Reaktion gelassen – zumindest nach außen. Auf die massiven Vorwürfe antwortete das Institut mit einem einzigen Satz: „Die Deutsche Bank weist die Vorwürfe als völlig aus der Luft gegriffen zurück.“

Doch hinter den Kulissen wächst der Druck. Nicht nur die ursprünglichen Forderungen von 1,3 Milliarden Euro stehen im Raum – aufgrund der langen Verfahrensdauer übersteigen die Zinsforderungen inzwischen den eigentlichen Streitwert.