Die britische Post Office steht vor einer umfassenden Neustrukturierung, die mehr als 100 Filialen und rund 1.000 Arbeitsplätze gefährdet. Ziel dieser strategischen Neuausrichtung ist es, die Vergütung der Postmeister um insgesamt 250 Millionen Pfund über die kommenden fünf Jahre zu erhöhen. Im Rahmen dieser Pläne sollen 115 direkt betriebene Filialen innerhalb des 11.500 Standorte umfassenden Netzwerks entweder an Einzelhandelspartner oder Postmeister übergeben werden oder möglicherweise schließen. Darüber hinaus sind auch Hunderte von Arbeitsplätzen in den Zentralen gefährdet, da die Post Office ihre Backoffice-Operationen effizienter gestalten möchte. Ein Sprecher der Post Office erklärte, dass verschiedene Maßnahmen zur Reduzierung der zentralen Kosten geprüft werden. Dazu gehört auch die Zukunft der verlustbringenden, direkt verwalteten Filialen. Das Ziel ist es, das Netzwerk vollständig auf Franchising umzustellen, wobei bereits Gespräche mit den Gewerkschaften über die nächsten Schritte laufen. Nigel Railton, Vorsitzender der Post Office, betonte, dass die Umstrukturierung den Postmeistern ein "neues Angebot" unterbreite, indem ihr Anteil am Umsatz erhöht und ihre Mitbestimmung im Unternehmen gestärkt werde. Dies geschieht vor dem Hintergrund, von dem Horizon-IT-Skandal, der viele Subpostmeister zu Unrecht verurteilte, wegzukommen. Die Pläne, die einer Regierungsfinanzierung bedürfen, sehen bis 2030 eine Verdopplung der durchschnittlichen Filialvergütung vor, wobei bis Ende des ersten Jahres 120 Millionen Pfund zusätzlich gezahlt werden sollen. Railton stellte diese Pläne bei einer Rede am Hauptsitz in London vor, wobei er sowohl Postmeistern als auch Einzelhandelspartnern und Mitarbeitern der Post Office Perspektiven für die Zukunft aufzeigte. In einer Ansprache rief Railton dazu auf, die 360-jährige Geschichte öffentlichen Dienstes fortzuführen und aus vergangenen Fehlern zu lernen. Ziel sei es, den Stolz der Mitarbeiter auf die Unternehmensgeschichte des Dienstes wiederherzustellen, abseits jedes Skandals. Die Umstrukturierung markiere den Beginn einer neuen Partnerschaftsphase, die die Stimme der Postmeister von der Frontlinie bis in den Vorstand stärken soll. Das Vorhaben wurde nach einer strategischen Überprüfung im Mai gestartet und ist abhängig von laufenden Finanzierungsverhandlungen mit der Regierung, die laut Angaben der Post Office positiv verlaufen.