Die jüngsten Pläne zur Restrukturierung des britischen Post Office haben bei Mitarbeitenden und Gewerkschaften für Unruhe gesorgt. In Betracht gezogen wird die Schließung von 115 verlustbringenden Filialen, die in Eigenregie betrieben werden und rund 1.000 Mitarbeitende beschäftigen. Um die Zukunft dieser Filialen zu sichern, zieht das Unternehmen alternative Franchisemodelle in Betracht. Diese sollen es anderen Betreibern oder Drittparteien ermöglichen, die Filialen zu übernehmen. Die Communication Workers Union (CWU) kritisierte die Pläne als taktlos und unverantwortlich angesichts der laufenden Untersuchung des Horizon-IT-Skandals. Dave Ward, Generalsekretär der CWU, forderte das Unternehmen auf, die geplanten Schließungen sofort zu stoppen. Der neue Vorsitzende der Post, Nigel Railton, soll noch diese Woche die Belegschaft über die Ergebnisse einer strategischen Überprüfung informieren, die Anfang des Jahres gestartet wurde. Ziel der Überprüfung ist es, das Post Office auf eine stabilere finanzielle Grundlage zu stellen. Dies geschieht parallel zur Untersuchung des langwierigen Horizon-Skandals, bei dem Hunderte von Sub-Postmeistern aufgrund fehlerhafter Software fälschlicherweise beschuldigt wurden. Railton, der ehemalige Chef von Camelot, übernahm im Januar den Posten als interimistischer Vorsitzender, nachdem sein Vorgänger Henry Staunton entlassen wurde. Er betonte vor der Untersuchung, dass ein neues Abkommen mit den Sub-Postmeistern nötig sei, um sie stärker in den Mittelpunkt des Unternehmens zu rücken. Der britische Wirtschaftsminister Jonathan Reynolds äußerte kürzlich Zweifel, ob die Sub-Postmeister angemessen für ihre Arbeit entlohnt werden.