Ein Machtkampf im Hintergrund?
Wie aus einer Ad-hoc-Mitteilung des Unternehmens hervorgeht, hat der Aufsichtsrat den Aufsichtsratsvorsitzenden Wolfgang Porsche beauftragt, Gespräche über ein einvernehmliches vorzeitiges Ausscheiden der beiden Vorstände zu führen.
Eine offizielle Begründung wurde bislang nicht gegeben. Die Nachricht sorgte jedoch umgehend für Spekulationen über interne Spannungen.
Lutz Meschke, seit 2009 Finanzvorstand von Porsche, galt lange als einer der engsten Vertrauten von CEO Oliver Blume. Doch sein Einfluss scheint geschwunden zu sein – insbesondere seit Blume zusätzlich die Führung von Volkswagen übernommen hat.
Insider berichten von einem schwelenden Machtkampf, bei dem Meschke Ambitionen auf den Vorstandsvorsitz bei Porsche gehegt haben soll. Ohne den Rückhalt der Eigentümerfamilien Porsche und Piëch schwinden nun offenbar seine Chancen auf einen Verbleib im Unternehmen.
Porsches Absatzprobleme: China bleibt ein Sorgenkind
Die personellen Veränderungen kommen zu einem heiklen Zeitpunkt. Porsche kämpft mit erheblichen Absatzproblemen, insbesondere in China.
Der größte Automarkt der Welt entwickelt sich für den Sportwagenbauer zunehmend zur Belastung: 2024 gingen die Verkäufe in China um 28 Prozent zurück – ein dramatischer Einbruch für die Marke, die lange Zeit vom Boom im Reich der Mitte profitierte. Weltweit sanken die Auslieferungen um drei Prozent auf 310.700 Fahrzeuge.
Von Platens Position als Vertriebschef war angesichts der schwachen Zahlen ohnehin gefährdet. Der gebürtige Franzose ist seit 2015 für Vertrieb und Marketing verantwortlich. Die jüngsten Absatzprobleme dürften letztlich zu seinem bevorstehenden Abgang beigetragen haben.
Rückläufige Gewinne setzen Porsche unter Druck
Auch die Finanzkennzahlen sprechen eine klare Sprache: In den ersten neun Monaten des vergangenen Jahres sank der Umsatz von Porsche um 5,2 Prozent auf 28,56 Milliarden Euro.
Noch gravierender war der Rückgang des operativen Ergebnisses – ein Minus von 26,7 Prozent auf 4,04 Milliarden Euro. Die operative Umsatzrendite fiel von 18,3 Prozent auf nur noch 14,1 Prozent.
Der Sportwagenbauer hatte sich für 2024 ohnehin vorsichtige Ziele gesetzt. Mehrere Modellwechsel, steigende Produktionskosten und die Auswirkungen von Lieferkettenproblemen belasten das Geschäft. Im Sommer musste Porsche zudem seine Jahresprognose senken – unter anderem aufgrund von Überschwemmungsschäden bei einem Aluminium-Zulieferer.
Was bedeutet der Umbau für Porsche?
Die geplanten Änderungen in der Führungsriege werfen Fragen zur strategischen Ausrichtung des Unternehmens auf. Während Blume sowohl bei Volkswagen als auch bei Porsche weiter das Steuer in der Hand hält, könnte die Neubesetzung des Finanz- und Vertriebsressorts darauf hindeuten, dass Porsche sich stärker an der neuen Realität des Automarkts ausrichten muss.
China wird dabei eine Schlüsselrolle spielen. Analysten erwarten, dass Porsche seine Strategie für den chinesischen Markt grundlegend überdenken muss, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen. Zudem stehen Themen wie Elektromobilität, Softwareintegration und eine mögliche Expansion in neue Segmente auf der Agenda.
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