Vor gut einem Jahr stand die Porsche AG strahlend im Rampenlicht des Börsenparketts, angefeuert von einem gelungenen IPO und hohen Erwartungen.
Doch die Zeiten haben sich geändert: Die Aktie hat seit ihrem Hoch fast 45 Prozent verloren, zuletzt auf ein Rekordtief von unter 66 Euro. Die Frage, die jetzt viele Anleger umtreibt: Ist das der Moment, auf den langfristige Investoren gewartet haben – oder steckt mehr dahinter?
China: Der Wachstumsmarkt, der nicht anspringt
Ein wichtiger Faktor, der Porsche derzeit schwer im Magen liegt, ist China. Eigentlich war der chinesische Markt als Turbo für den Umsatz und die Gewinnspannen vorgesehen. Doch inmitten von Immobilienkrise und Konsumflaute bleiben die Kauflaune und Nachfrage nach Luxuswagen gedämpft.
„Die Erwartungen, dass sich China rasch erholt, sind bisher enttäuscht worden,“ erklärt Autoanalyst Pal Skirta vom Bankhaus Metzler.
Nur noch 19 Prozent der Porsche-Verkäufe entfallen auf China – vor einem Jahr waren es noch 31 Prozent. Gerade für die hochpreisigen Modelle ist das ein Schlag ins Kontor.
Und während einige Rivalen auf aggressive Preiskämpfe setzen, hält Porsche seine Preise stabil, um die Marge zu schützen. Das bedeutet aber auch, dass die Verkäufe hinterherhinken. Die Einführung des E-Macan, eines elektrischen SUV, wird jetzt als Schlüsseltest für Porsche in China gesehen.
„Dieser Launch ist entscheidend – gelingt er nicht, könnte der Markt erneut enttäuscht reagieren,“ so Skirta.
Die Aktie: Jetzt günstiger, aber nicht ohne Risiko
Im Vergleich zu ihrem Höchstkurs ist die Aktie heute ein gutes Stück günstiger – das macht sie für Schnäppchenjäger interessant. Analysten der DZ Bank weisen darauf hin, dass die Porsche-Aktie aktuell beim knapp 14-fachen des erwarteten Nettogewinns notiert.
Der historische Durchschnitt liegt bei 16. Bedeutet: Porsche ist so günstig bewertet wie selten zuvor. Gleichzeitig geben die Experten aber auch zu bedenken, dass Risiken wie der schwache China-Absatz nicht von heute auf morgen verschwinden.
Die Strategie von Porsche setzt auf ein ruhiges Fahrwasser in einem unruhigen Markt. Während Ferrari an der Börse regelrecht davongaloppiert und ein Plus von über 35 Prozent verzeichnet, hinkt Porsche mit einer negativen Jahresbilanz von fast 18 Prozent deutlich hinterher.
Das zeigt, dass das Unternehmen im Moment noch viel zu tun hat, um das Vertrauen der Anleger zurückzugewinnen. Der Vergleich mit Ferrari macht vielen Investoren bewusst, dass Porsche nicht allein durch ikonische Sportwagen und Tradition punkten kann – die Zahlen müssen stimmen.
Analysten setzen auf neue Modelle und Stabilität
Trotz der Einbrüche gibt es auch positive Zeichen: Analysten der Deutschen Bank und DZ Bank bleiben optimistisch und sehen Kursziele um die 80 bis 85 Euro. Diese Hoffnung basiert auf einer „verjüngten Modellpalette“, wie die DZ Bank es beschreibt. Vier von sechs Baureihen wurden aktualisiert, und das soll sich bald auch in der Gewinnentwicklung zeigen.
Tim Rokossa, Analyst bei der Deutschen Bank, ergänzt, dass Porsche in dieser Krise vor allem durch eine eiserne Disziplin im Preissegment auffällt.
„Dass Porsche nicht in Preiskämpfe eingestiegen ist, ist eine Stärke,“ sagt Rokossa.
Doch das letzte Wort ist hier noch lange nicht gesprochen. Die kommenden Monate dürften entscheidend sein, ob Porsche aus der Flaute herausfindet.