Der US-Kongress steht erneut vor der Herausforderung, einen drohenden Regierungsstillstand abzuwenden. Im Zentrum der Kontroverse befindet sich Mike Johnson, der weniger als drei Wochen vor der nächsten Frist am 30. September einen Drahtseilakt zwischen den verschiedenen Flügeln seiner Partei vollführen muss. Johnson, der Nachfolger von Kevin McCarthy, der vergangenes Jahr seines Amtes enthoben wurde, sieht sich einer ähnlichen Situation gegenüber: ein harter rechter Parteiflügel fordert eine Konfrontation mit den Demokraten, während gemäßigte Republikaner eine Schließung der Regierung verhindern wollen, um politischen Schaden zu vermeiden.
Steve Womack, ein führendes Mitglied des Haushaltsausschusses, fasst die Lage treffend zusammen: "Wir kennen dieses Drehbuch. Es sind Wiederholungen." Doch diesmal stehen noch höhere Einsätze auf dem Spiel. Während McCarthy politisch und persönlich für sein Vorgehen bezahlen musste, steht für Johnson neben seinem Job möglicherweise auch das Schicksal der gesamten Partei auf dem Spiel.
Nur wenige Wochen vor den Kongresswahlen sieht sich Johnson gefangen zwischen einer kämpferischen rechtsgerichteten Fraktion und moderateren Republikanern, die befürchten, dass ein Shutdown ihren dünnen Vorsprung im Repräsentantenhaus kosten könnte. Ihre Ängste sind berechtigt, da eine Schließung der Regierung in der Wählergunst wenig beliebt ist und zu politischen Konsequenzen führen kann.
Erschwerend für Johnson ist der Einfluss von Donald J. Trump, dem ehemaligen Präsidenten und aktuellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner. Trump fordert vehement einen Shutdown, sollte es den Republikanern nicht gelingen, eine Verlängerung der Haushaltsausgaben an die Verabschiedung eines Gesetzes zu knüpfen, das einen Nachweis der US-Staatsbürgerschaft zur Wählerregistrierung erforderlich macht. Johnson hat sich persönlich für dieses umstrittene Gesetz stark gemacht und es in seinen kurzfristigen Haushaltsentwurf eingebaut, sehr zum Missfallen der Demokraten.