Bundeskanzler Olaf Scholz hat eine neue Runde im politischen Schlagabtausch mit CDU-Chef Friedrich Merz eingeläutet. Scholz, offensichtlich genervt von den Anschuldigungen seines politischen Gegners, bezeichnete Merz' Kritik an seinem Verhalten auf EU-Gipfeln in blumiger Sprache als 'Tünkram' – ein plattdeutsches Wort für Unsinn oder dummes Zeug. Merz hatte zuvor im Bundestag kritisiert, Scholz würde sich auf europäischer Bühne unvorteilhaft verhalten und bezog sich dabei auf dessen angebliche Passivität bei EU-Treffen.
Merz zeigte sich von der Reaktion des Kanzlers wenig beeindruckt, kritisierte aber die persönliche Ebene der Attacke. Er bezog sich zudem auf eine Bemerkung von Scholz, der FDP-Chef Christian Lindner die 'sittliche Reife' für ein Regierungsamt abgesprochen haben soll. Merz betonte, dass Respekt im politischen Diskurs unerlässlich sei, und warnte vor den Schäden, die die aktuell regierende Koalition bereits hinterlassen habe.
Auch aus anderen politischen Lagern erntete Scholz' Rhetorik Kritik. Grünen-Chef Felix Banaszak und CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt zeigten sich kritisch gegenüber der Wortwahl des Kanzlers. Armin Laschet, früherer CDU-Kanzlerkandidat, griff ebenfalls ein und forderte mehr Respekt unter politischen Kontrahenten. Die Forderung nach einem fairen und respektvollen Umgang, wie sie erst kürzlich im Rahmen einer Pro7-Sendung mit Scholz, Merz und Robert Habeck als Kanzlerkandidaten geäußert wurde, scheint in der Praxis schwer umsetzbar.
Experten beobachten gespannt, ob dieser verbale Schlagabtausch das bestehende politische Klima weiter belasten könnte. In einem politisch und wirtschaftlich herausfordernden Umfeld scheint das Drängen nach gegenseitigem Respekt umso entscheidender. Während sich die Gemüter erhitzen, bleibt abzuwarten, wie sich das Verhältnis der beiden führenden Politiker im weiteren Verlauf des Wahlkampfs entwickeln wird.