Ein umfassendes Finanzpaket, das die Grundlage für eine neue schwarz-rote Koalition bilden soll, gerät ins Wanken, noch bevor es beschlossen ist. Union und SPD planen, das Grundgesetz zu ändern, um Verteidigungsausgaben und Infrastrukturinvestitionen auf ein stabiles finanzielles Fundament zu stellen. Doch sie benötigen die Unterstützung der Grünen oder der FDP, die sich bisher skeptisch zeigen.
Im Mittelpunkt steht die Absicht, Verteidigungsausgaben nur noch bis zu einem Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) unter die Schuldenbremse zu stellen, was derzeit rund 44 Milliarden Euro entspricht. Alles darüber hinaus könnte durch Kredite finanziert werden. Die Bundesländer sollen ebenfalls mehr Spielraum für Verschuldung erhalten, und es ist ein Sondervermögen von 500 Milliarden Euro für Infrastrukturprojekte geplant, das von der Schuldenbremse befreit wäre.
Experten sehen in diesen Plänen eine notwendige Finanzspritze. Der Verteidigungsminister hat betont, dass Deutschland ab 2028 jährlich 85 bis 90 Milliarden Euro für die Bundeswehr benötigen wird, um das NATO-Zwei-Prozent-Ziel zu erreichen. Auch im Bereich der Infrastruktur herrsche Nachholbedarf, was die Investition von 500 Milliarden Euro rechtfertige.
Die finanzielle Basis des Plans ist der Verkauf von Staatsanleihen, wobei Deutschland bislang von erstklassigen Bonitätsbewertungen profitiert, was Vorteile bei Zinssätzen bietet. Obwohl eine höhere Verschuldung das Rating nicht zwingend bedroht, sind die Schwankungen der Bauzinsen bereits zu spüren.
Für die Umsetzung im Bundestag ist eine Zwei-Drittel-Mehrheit notwendig, was weitere Parteien ins Boot holen muss. Einigkeit scheint leichter mit den Grünen erreichbar, doch diese fordern mögliche Anpassungen, speziell bei der Infrastrukturfinanzierung. Eine eventuelle Aufteilung der Paketinhalte scheint nicht im Interesse der SPD, die eine insgesamt gesicherte Finanzierung bevorzugt.
Die Diskussion im Parlament hat gerade erst begonnen, und der Bundesrat wird in der Debatte ebenfalls eine entscheidende Rolle spielen. Unklarheiten in den Länderpositionen könnten das Vorhaben gefährden. Sollten Union und SPD scheitern, wäre nicht nur die Koalition gefährdet, sondern auch die politische Zukunft von Friedrich Merz als potentieller Kanzlerkandidat.