Der politische Schauplatz in Frankreich gleicht derzeit einem spannungsgeladenen Pokerspiel. Nachdem Emmanuel Macron bereits im Juli mit Neuwahlen sein Risiko einging, zieht nun Marine Le Pen mit einem eigenen gewagten Schachzug nach. Die Anführerin der französischen Rechtspopulisten hat in dieser Woche die Märkte in Aufruhr versetzt und den Premierminister Michel Barnier in die Defensive gedrängt, indem sie drohte, seine Regierung zu stürzen, sollte ihren anti-austeritätspolitischen Forderungen für das nächste Haushaltsjahr nicht entsprochen werden.
Taktik oder Kalkül? Bien sûr, Le Pen hat allen Grund, den Druck auf ihre politischen Gegner zu erhöhen, insbesondere angesichts eines bevorstehenden Gerichtsentscheids, der ihre Ambitionen auf das Präsidentenamt zunichtemachen könnte. Statt jedoch das Risiko einzugehen, auf ihre Bluff-Strategie hereinzufallen, hat sich die Regierung Barnier dafür entschieden, vernünftige Zugeständnisse anzubieten. So wurde der Kurs bei den geplanten Erhöhungen der Elektrizitätssteuer umgekehrt. Ein Kräftemessen mit der extremen Rechten wäre unsinnig, da die impliziten französischen Kreditkosten nun erstmals denen Griechenlands entsprechen und die Rückkehr Donald Trumps droht, was zweifellos das französische Ungemach verstärken und Deutschland zusätzlich belasten könnte – lange bevor der erste wirtschaftliche Funke überspringt.