Die jüngsten politischen Entwicklungen in Südkorea haben die Finanzmärkte erschüttert. Inmitten von Protesten und politischem Aufruhr ist der Kospi-Index, das Leitbarometer des südkoreanischen Aktienmarktes, um bis zu 2,2% eingebrochen und schloss letztlich mit einem Minus von 1,4%. Bereits zuvor war der Kospi-Index der am schlechtesten abschneidende große asiatische Aktienindex des Jahres, mit einem Rückgang um etwa 7%.
Besonders betroffen von den Turbulenzen sind die Aktien von Samsung Electronics, dem größten Unternehmen des Landes. Diese erlitten zeitweise einen Rückgang um 3%, konnten sich jedoch im weiteren Handelsverlauf teilweise erholen.
Auslöser dieser Marktturbulenzen war eine überraschende Ankündigung von Präsident Yoon Suk Yeol. Er hatte am Dienstagabend in einer unerwarteten Ansprache das Kriegsrecht erklärt, unter Berufung auf Bedrohungen durch „staatsfeindliche Kräfte“ und die Notwendigkeit, gegen Nordkorea vorzugehen. Diese Ankündigung führte zu massiven Verlusten südkoreanischer Aktien an den US-Börsen und einen Fall der Landeswährung auf ein Zwei-Jahres-Tief.
Unter dem Druck von Protesten in Seoul nahm Yoon seine Entscheidung wenige Stunden später zurück. Dennoch hat diese Episode dem Markt Schaden zugefügt. Die Aussicht auf eine politische Krise droht, den sogenannten „Korea-Abschlag“ weiter zu verstärken, der südkoreanische Aktien traditionell niedriger bewertet als ihre internationalen Pendants. Die bestehende Differenz wird häufig auf schlechte Unternehmensführung und geopolitische Risiken zurückgeführt.
Die Regierung unter Yoon strebt an, den „Korea-Abschlag“ zu verringern, doch seine jüngste Handlung könnte dieses Ziel gefährden, so Vishnu Varathan von Mizuho Securities. Varathan betonte, dass der Versuch des Kriegsrechts die Risikoaufschläge für Südkorea erhöhen könnte.
Analysten wie Hyosung Kwon von Bloomberg Economics und Rory Green von GlobalData.TS Lombard warnen vor weiteren politischen Verwerfungen und möglichen negativen Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Green zufolge könnte Präsident Yoon einem Amtsenthebungsverfahren ausgesetzt werden, gefolgt von Neuwahlen im nächsten Jahr.