Inmitten eines politischen Sturms in Südkorea gerät Premierminister und amtierender Präsident Han Duck-soo ins Visier der Ermittler. Han wurde kürzlich von der Polizei zu seiner Rolle in der kurzlebigen Entscheidung zur Verhängung des Kriegsrechts befragt, die Anfang dieses Monats für Aufsehen sorgte. Diese Entscheidung wurde in einer nächtlichen Ansprache von Präsident Yoon Suk Yeol verkündet und wenig später widerrufen. Han ist einer von zwölf Personen, die an der entscheidenden Kabinettssitzung am 3. Dezember teilnahmen, und nun einer formellen Untersuchung unterzogen werden.
Interessanterweise fand die Befragung von Han noch statt, bevor er offiziell zum amtierenden Präsidenten ernannt wurde, nachdem Präsident Yoon nach einem Misstrauensvotum des Parlaments seines Amtes enthoben wurde. Gegen Han wird als Tatverdächtigen ermittelt, wobei die Hauptvorwürfe auf Aufstand abzielen, was von der oppositionellen Democratic Party als Grund für die Anzeige angesehen wurde.
Präsident Yoon sieht sich derweil nicht nur einem Verfahren vor dem Verfassungsgericht gegenüber, das über seine endgültige Absetzung oder Wiedereinsetzung entscheiden muss, sondern auch der Frage, ob die Verhängung des Kriegsrechts ein Akt der Rebellion darstellte. Besonders brisant: Derartige Vorwürfe bieten keine Immunität für südkoreanische Präsidenten.
Eine rechtserfahrene Oppositionsgruppe mit ehemaligen Richtern plant, die Anklage im Amtsenthebungsverfahren zu führen. Diese Konstellation erinnert an die Amtsenthebung der früheren Präsidentin Park Geun-hye, an der ähnliche rechtliche Expertise beteiligt war.
Währenddessen zieht die Opposition in Erwägung, nächste Woche eine Bestätigungsanhörung für neue Verfassungsgerichtshöfe abzuhalten, was bereits zu hitzigen Diskussionen über die Rechtmäßigkeit solcher Ernennungen durch einen amtierenden Präsidenten geführt hat. Derzeit sind drei der neun Richterposten vakant, und die politische Lage bleibt angespannt.