Der südkoreanische Präsident Yoon Suk Yeol befindet sich in der größten Krise seiner politischen Laufbahn. Nachdem einige seiner Verbündeten gegen ihn stimmten und ein Amtsenthebungsverfahren am vergangenen Samstag einleiteten, blicken nun alle auf die entscheidenden Richter. Hier wird über seine Zukunft entschieden, nachdem ihm Führungsversagen und politische Intrigen vorgeworfen wurden. Yoon, der als harter politischer Überlebenskünstler gilt, sieht sich nun zunehmend isoliert. Er kämpfte mit persönlichen Skandalen, unnachgiebiger Opposition und internen Machtkämpfen. Der knappe Wahlsieg 2022 und die nachfolgenden Herausforderungen haben einen verbitterten und impulsiven Führungsstil ans Licht gebracht, wie es ein früherer Rivale beschreibt. Der aufkeimende politische Druck zog Yoon dazu, ein kurzlebiges Kriegsrecht zu verhängen. In einem 29-minütigen Appell sprach er davon, aus 'brennendem Patriotismus' gehandelt zu haben, um das Land zu schützen. Dennoch hinterließ der Auftritt Unbehagen und sorge für Zweifel an seiner Urteilsfähigkeit und Gefährdung der stabilen südkoreanischen Demokratie. Shin Yul, Politikwissenschaftler an der Myongji-Universität, meint, Yoon würde möglicherweise auf die falschen Berater hören. Ein Oppositionsmitglied bezeichnete Yoons Auftritt als 'Ausdruck extremer Verblendung', während ein Abgeordneter seiner eigenen Partei, Ihn Yohan, darauf hinwies, dass die Angriffe seitens der Opposition extrem und bösartig gewesen seien. Ein bedeutsamer Skandal um seine Ehefrau, die ein teures Dior-Handtaschengeschenk angenommen hatte, überschattete das vergangene Jahr seiner Präsidentschaft. Trotz Entschuldigung nach einem Wahldebakel im April, lehnte er Forderungen nach einer Untersuchung ab. Auch die Vorwürfe der Aktienmanipulation gegen seine Frau und Schwiegermutter wurden fallengelassen. Yoons außenpolitische Erfolge, wie die Annäherung an Japan und die Stärkung der Sicherheitskooperation mit den USA, geraten in den Hintergrund. Seine Fähigkeit, auf persönlicher Ebene zu beeindrucken, zeigte sich beispielhaft bei einem Auftritt im Weißen Haus, als er 'American Pie' sang. Yoons Weg zur Macht war bemerkenswert, von einem verrufenen Studenten bis hin zum bedeutenden Staatsanwalt, der eine Anti-Korruptionskampagne führte und sich bei den Konservativen als Hoffnungsträger etablierte. Seine Präsidentschaft war aber nicht ohne Kontroversen, wie sein Vorstoß, das Präsidialbüro zu verlegen, ein vermeintlicher Glaube an Feng Shui oder die Kritik nach der Halloween-Tragödie 2022 brachten ihm erhebliche Kritik.