15. Januar, 2025

Märkte

Politische Risiken belasten Anleihemärkte in Osteuropa

Politische Risiken belasten Anleihemärkte in Osteuropa

Die Unsicherheit in Osteuropa schreckt Investoren wie Brandywine Global Investment Management derzeit von Anleihekäufen ab. Das Unternehmen, das ein Portfolio von 48 Milliarden US-Dollar verwaltet, sieht sich aufgrund der volatilen politischen Lage vorerst gezwungen, auf Absicherung zu setzen. William Vaughan, Associate Portfolio Manager bei Brandywine, betonte, dass trotz Fortschritten in der Inflationskontrolle insbesondere Energiekosten und schwächere Währungen ein anhaltendes Risiko darstellen.

Ein weiterer bedeutender Risikofaktor ist laut Vaughan die politische Unbeständigkeit. So haben die politischen Turbulenzen rund um die Präsidentschaftswahlen in Rumänien im letzten Jahr die Märkte beeinflusst. Auch in der Tschechischen Republik stehen Wahlen bevor, während in Ungarn bereits die Vorbereitungen für die Parlamentswahlen 2026 laufen.

Vaughan merkte an, dass Ungarns Premierminister Viktor Orban zwar auf gute Beziehungen zum designierten US-Präsidenten Donald Trump bauen kann, dies jedoch möglicherweise nicht ausreichen wird, um Ungarn vor neuen US-Zöllen zu schützen, die die EU betreffen könnten. Angesichts der attraktiven Renditen in den USA, die zurzeit bei 6 bis 7 Prozent liegen, zieht es Investoren momentan dorthin. Doch auch andere Märkte, wie der Nahe Osten mit Ländern wie Türkei, Ägypten und Israel, bieten lohnende Alternativen.

Michael Cirami von Artisan Partners verwies auf zu enge Spreads in Osteuropa, auch in Ländern mit solider Grundstruktur wie Polen. Er sieht Schwierigkeiten, bei Emerging-Market-Schulden geeignete Investitionsmöglichkeiten zu finden, außer in Fällen mit Investment Grade. Dennoch erkennt Brandywine Chancen in Mitteleuropa, wobei besonders Märkte wie die Tschechische Republik und mögliche Veränderungen in der Zinslandschaft an Attraktivität gewinnen könnten.

Ungarn bleibt für Brandywine aufgrund der Schwäche des Forint und der Unsicherheiten in der europäischen Automobilbranche ein schwieriges Pflaster. Die unzureichende Prämie für deren Risiken, wenn man sie mit anderen hochverzinslichen EM-Möglichkeiten vergleicht, wirft Zweifel auf. Doch wird erwartet, dass ausländische Investoren im laufenden Jahr wieder mehr ungarische Anleihen nachfragen könnten, was zu einer interessanten Neugewichtung der Portfolios führen könnte.