Der erste Abschnitt der Impfkampagne gegen das Poliovirus im Gazastreifen wurde erfolgreich durchgeführt, wie der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus, in Genf bekannt gab. Rund 560.000 Kinder unter zehn Jahren erhielten dabei ihre erste Impfdosis. Ursprünglich war die Zahl der Kinder in dieser Altersgruppe auf 640.000 geschätzt worden, was sich jedoch als zu hoch herausgestellt hat.
Innert vier Wochen soll eine zweite Runde der Impfungen folgen. Die WHO und ihre Partnerorganisationen koordinierten ihre Bemühungen mit Israel und der Hamas, um zeitlich und räumlich begrenzte Feuerpausen zu erreichen, sodass Familien ihre Kinder zu Impfzentren bringen oder mobile Impfteams die Familien besuchen konnten. Die Aktion verlief weitgehend ohne größere Zwischenfälle und dauerte knapp zwei Wochen. Damit die Kinder wirksam vor einer Ansteckung geschützt sind, benötigen sie jedoch in vier Wochen eine weitere Dosis.
Der Gazastreifen galt seit einem Vierteljahrhundert als poliofrei, bevor in diesem Sommer bei einem Kind mit Lähmungserscheinungen eine Infektion diagnostiziert wurde. Das Poliovirus verbreitet sich insbesondere unter unhygienischen und beengten Bedingungen, wie sie im Gazastreifen herrschen.
Die humanitäre Lage wird durch die militärische Auseinandersetzung zusätzlich erschwert. Seit fast elf Monaten sind zahlreiche der rund zwei Millionen Einwohner des Gazastreifens auf der Flucht, da ihre Wohngebiete bombardiert und Gebäude teilweise zerstört wurden. Die Eskalation begann am 7. Oktober 2023, nachdem Israel der im Gazastreifen herrschenden Hamas den Krieg erklärt hatte. Dies geschah als Reaktion auf Terroranschläge, bei denen rund 1.200 Menschen in Israel starben. Laut Angaben der Vereinten Nationen und lokaler Behörden kamen im Gazastreifen bisher mehr als 40.000 Menschen ums Leben.