Polestar kämpft ums Überleben: Der schwedische Elektroautohersteller, der zum chinesischen Geely-Konzern gehört, steht weiter unter erheblichem finanziellen Druck. Nachdem das Unternehmen bereits im Dezember Kredite in Höhe von über 800 Millionen US-Dollar aufgenommen hatte, folgt nun eine weitere Kreditfazilität über 450 Millionen US-Dollar mit einer Laufzeit von zwölf Monaten.
Gleichzeitig verschiebt Polestar erneut die Veröffentlichung seiner Quartalszahlen und des Jahresabschlusses 2024. Der Bericht, ursprünglich für März geplant, soll nun erst im April erscheinen. Die Verzögerung sorgt für Unsicherheit und verstärkt die Sorgen über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens.
Finanzielle Engpässe und hohe Schuldenlast
Polestar hat seit seiner Gründung ambitionierte Wachstumspläne verfolgt, doch bislang bleibt das Unternehmen tief in den roten Zahlen. Das frische Kapital ist bereits die zweite große Finanzspritze innerhalb weniger Monate – doch wofür die neuen Mittel konkret eingesetzt werden sollen, bleibt unklar.
In der offiziellen Mitteilung hieß es lediglich, dass die Maßnahmen notwendig seien, um das Unternehmen in einem „herausfordernden Marktumfeld“ abzusichern. Analysten befürchten, dass Polestar in einer gefährlichen Schuldenfalle steckt und das Geschäftsmodell auf wackligen Beinen steht. Besonders kritisch ist, dass viele dieser Kredite nur kurzfristige Laufzeiten haben und bald refinanziert werden müssen.
E-Auto-Markt im Umbruch – Polestar unter Druck
Die Elektroauto-Branche befindet sich in einer kritischen Phase. Während Tesla durch aggressive Preissenkungen Marktanteile verteidigt und chinesische Hersteller wie BYD mit günstigeren Modellen Druck aufbauen, haben es kleinere Unternehmen wie Polestar schwer.
Die Nachfrage nach Elektroautos ist weltweit schwächer als erwartet, während steigende Produktionskosten und Lieferkettenprobleme zusätzliche Belastungen schaffen. Während große Konzerne auf Skaleneffekte setzen können, bleibt Polestar als vergleichsweise kleiner Hersteller in einer schwierigen Lage.
Vertrauenskrise an der Börse
Die Investoren reagieren zunehmend nervös auf die Unsicherheiten rund um Polestar. Bereits nach der letzten Kapitalaufnahme im Dezember fiel der Aktienkurs deutlich. Die neuerliche Kreditaufnahme und die erneute Verschiebung der Bilanz haben das Vertrauen weiter erschüttert. Im vorbörslichen US-Handel verlor die Polestar-Aktie erneut über zwei Prozent.
Analysten sehen das als klares Zeichen dafür, dass das Vertrauen in die wirtschaftliche Stabilität des Unternehmens sinkt. Solche wiederholten Verschiebungen von Geschäftszahlen gelten oft als Warnsignal – sie deuten darauf hin, dass intern noch ungelöste Probleme bestehen.
Abwärtssog oder strategische Wende?
Die zentrale Frage bleibt: Kann Polestar mit seiner aktuellen Strategie langfristig überleben? Das Unternehmen hat ehrgeizige Pläne, darunter neue Modelle und eine stärkere Expansion in Schlüsselmärkte.
Doch ohne eine klare Finanzstrategie, stabile Absatzzahlen und eine nachhaltige Profitabilität bleibt die Zukunft ungewiss. Sollte Polestar weiterhin auf Kredite angewiesen sein, um den laufenden Betrieb zu finanzieren, droht eine gefährliche Abwärtsspirale.