Die polnische Führung drängt die nordischen und baltischen Staaten zu einer gemeinsamen Überwachung ihrer Gewässer, um möglichen russischen Sabotageakten entgegenzuwirken – ein Anliegen, das durch das jüngste Durchtrennen zweier Datenkabel befeuert wird.
Premierminister Donald Tusk warb am Mittwoch für die Schaffung einer maritimen Überwachungseinheit, die mit der bereits existierenden Luftüberwachung der NATO in der Ostsee vergleichbar ist. Dies war das Thema, als er zu einem Gipfeltreffen nordischer und baltischer Staatschefs in Schweden ankam, bei dem es um Sicherheitsherausforderungen ging. Diese Herausforderungen wurden durch den Vorfall der zerstörten Glasfaserkabel zwischen Deutschland und Finnland sowie Schweden und Litauen verstärkt.
Während die schwedischen Behörden den chinesischen Frachter Yi Peng 3 unter die Lupe nehmen, der zur Tatzeit nahe der beschädigten Kabel gesichtet wurde, herrscht erhöhte Aufmerksamkeit in Europa bezüglich potenzieller Anschläge auf kritische Infrastruktur. Der Frachter liegt nun freiwillig in internationalen Gewässern zwischen Dänemark und Schweden vor Anker und wird von Seestreitkräften aus mehreren Ländern überwacht.
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius äußerte sich zurückhaltend, zog jedoch Verbindungen zur sogenannten "hybriden" Kriegsführung des Kremls. In der Zwischenzeit warnte Tusk Europa vor einer zu starken Abhängigkeit von den USA und rief zu eigenständigen Entscheidungen bezüglich der Sicherheitspolitik auf.
Zudem würde eine Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus nach europäischen Befürchtungen zu einer geringeren US-Präsenz in sicherheitspolitischen Belangen führen. In dieser Hinsicht plant Polens EU-freundliche Regierung, Sicherheits- und Verteidigungsanliegen während ihrer sechsmonatigen EU-Präsidentschaft besonders in den Fokus zu rücken.
Unterdessen verschärft sich die diplomatische Lage zu Russland weiter. Die polnische Regierung hat jüngst damit gedroht, weitere russische Diplomaten auszuweisen, und macht diese für versuchte Brandanschläge verantwortlich. Die Ermittlungen zu jüngst entdeckten Paketbomben, die von Polen auf Russland zurückgeführt werden, laufen derweil weiter.