Polen hat mit Beginn des neuen Jahres die EU-Ratspräsidentschaft übernommen und wird für sechs Monate die diplomatische Bühne Europas betreten. Unter der Führung von Regierungschef Donald Tusk wird das Land zahlreiche Ministertreffen leiten und versuchen, in strittigen Fragen zwischen den EU-Staaten zu vermitteln. Kenner der europäischen Bühne blicken mit Hoffnung auf die polnische Führung, insbesondere im Vergleich zur vorherigen Präsidentschaft Ungarns, die durch eigenmächtige Entscheidungen von Ministerpräsident Viktor Orban für Unruhe gesorgt hatte. Die polnische Regierung strebt an, die Ratspräsidentschaft unter dem Motto 'Es geht um Sicherheit, Europa!' zu gestalten. Der Schwerpunkt wird auf verschiedenen Facetten der Sicherheit gelegt: von der äußeren über die innere bis hin zu Informations-, Wirtschafts- und Energiesicherheit. Zudem spielen Gesundheits- und Lebensmittelsicherheit eine entscheidende Rolle. Der Europaminister Adam Szlapka hat die Prioritäten der Regierung bereits skizziert und betont, wie entscheidend diese Ausrichtungen für die nächsten Monate sind. In der Verteidigungspolitik zielt Polen insbesondere darauf ab, die europäische Rüstungsindustrie zu stärken und die Unterstützung der EU für die Ukraine zu maximieren. Außenminister Radoslaw Sikorski hat angekündigt, dass Polen Seite an Seite mit der neuen EU-Außenbeauftragten Kaja Kallas und EU-Kommissar Andrius Kubilius arbeiten wird. Russland und Belarus werden während dieser Präsidentschaft unter besonderer Beobachtung stehen, während Polen für verschärfte Sanktionen plädiert. Ein weiteres strategisches Projekt ist das sogenannte 'Schutzschild Ost', ein bedeutendes Verteidigungsbauwerk gegen potenzielle Bedrohungen aus Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad. Polen investiert massiv in dieses Unterfangen und erhofft sich finanzielle Unterstützung von seinen europäischen Partnern. Mit der anstehenden Präsidentenwahl in Polen im Mai bleibt abzuwarten, inwieweit Tusk seine Ratspräsidentschaft zur Stärkung seines politischen Lagers nutzen wird. Es besteht die Befürchtung, dass vor allem solche EU-Projekte gefördert werden, die der Wahltaktik der Regierung zuträglich sind, während andere Themen möglicherweise in den Hintergrund treten könnten.