Polen greift zu ungewöhnlichen Mitteln, um den steigenden Butterpreisen entgegenzuwirken: Vor den Präsidentschaftswahlen im Mai sollen bis zu 1.000 Tonnen der eingefrorenen Butterreserven veräußert werden. Die staatliche Agentur für strategische Reserven kündigte eine entsprechende Versteigerung an und machte einen globalen Milchmangel für den Preisanstieg verantwortlich.
In einer Mitteilung betonte die Agentur, dass diese Notmaßnahme zur Stabilisierung des Buttermarktes beitragen solle. Geplant ist der Verkauf in 25-Kilogramm-Blöcken für einen Mindestpreis von 28,38 Zloty pro Kilo. Dies liegt deutlich unter den aktuellen Einzelhandelspreisen bei einer der größten Supermarktketten Polens, Biedronka, wo frische Butter zwischen 39,90 und 49,95 Zloty kostet. Allerdings könnten im Rahmen der Auktion auch höhere Preise erzielt werden.
Es ist nicht das erste Mal, dass Regierungen auf Notreserven zurückgreifen, um die Versorgung zu sichern und Preise zu senken. Während diese Reserven meist aus Fremdwährungen oder Rohstoffen wie Öl und Gold bestehen, lagern einige Länder auch lebenswichtige Lebensmittel. Auch Länder wie China und Kanada haben in der Vergangenheit auf ihre Reserven, wie beispielsweise Schweinefleisch oder Ahornsirup, zurückgegriffen.
In Polen jedoch sind die Butterpreise zum Symbol für die zunehmende Lebenshaltungskostenbelastung geworden. Der Präsidentschaftskandidat der regierenden Partei, Rafał Trzaskowski, warf der Zentralbank Fehlentscheidungen vor und schlug vor, dem Gouverneur als Beweis Butter zu schicken. Auf der Gegenseite sorgte Oppositionsführer Jarosław Kaczyński mit einem Foto von Butter in einem Tresor für Aufsehen, um die drückende Kostenlast zu verdeutlichen.
Rafał Benecki, Chefökonom der ING Bank Śląski, kommentierte die Butterverkaufsaktion als Versuch der Regierung, vor den Wahlen zu intervenieren. Aktuelle Daten zeigen eine Inflation von 3,9% auf Jahresbasis im November, deutlich über dem EU-Durchschnitt. Während die Einzelhandelspreise für Butter um rund 20% gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind, kletterten die Großhandelspreise um 50%, was auf noch weiter steigende Kosten hindeutet.