10. Oktober, 2024

Wirtschaft

Pleitewelle erreicht neuen Höchststand seit 2010

Pleitewelle erreicht neuen Höchststand seit 2010

Die Unternehmensinsolvenzen in Deutschland haben nach aktuellen Analysen des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) im dritten Quartal 2024 einen neuen Rekord erreicht. Mit 3.991 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften wurde der höchste Stand seit 14 Jahren verzeichnet. Zuletzt gab es im zweiten Quartal 2010 einen höheren Wert, als die Nachwirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise von 2008/2009 spürbar waren. Laut Steffen Müller, Leiter der IWH-Insolvenzforschung, sind die momentane Schwächephase der deutschen Wirtschaft sowie Nachholeffekte aus der Corona-Pandemie maßgeblich für den Anstieg verantwortlich.

Die staatlichen Programme zur Stützung von Unternehmen während der Pandemie hielten viele Insolvenzen künstlich niedrig, sodass nun viele der seinerzeit gestützten Firmen in Schwierigkeiten geraten. Weiterhin erschüttert die Nachricht der gesenkten Konjunkturprognose durch die Bundesregierung das Vertrauen der Wirtschaft. Mit einem erwarteten Rückgang der Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent wird das Jahr 2024 ebenfalls unter dem Zeichen der Wachstumsinitiative stehen, welche durch Steuererleichterungen, Arbeitsanreize und strompreisbedingte Erleichterungen punkten soll. Allerdings bleiben führende Wirtschaftsinstitute skeptisch, ob das Paket ausreichend Impulse setzen kann.

Seit Juni 2023 übersteigen die monatlichen Insolvenzzahlen teilweise erheblich den Durchschnitt der Jahre 2016 bis 2019 vor der Pandemie. Im Vergleich zum Vorjahr weisen Bayern und Baden-Württemberg die höchsten Anstiege auf, wobei Unternehmensnahe Dienstleistungen und der Sektor Grundstücks- oder Wohnungswesen besonders betroffen sind.

Trotz dieser Entwicklung betont Wirtschaftsprofessor Lars Feld, dass Deutschland sich nicht in einer schweren Rezession befindet, da die wirtschaftliche Substanz weiterhin stark bleibt und Unternehmen in vielen Bereichen innovationsfreudig sind. Gleichwohl prognostiziert das IWH für die kommenden Monate weiter steigende Insolvenzzahlen.