Die deutsche Baubranche erlebt derzeit schwere Zeiten. Wie der Kreditversicherer Allianz Trade kürzlich bekannt gab, hat die Zinswende sowie der starke Anstieg der Materialkosten eine Pleitenwelle im Bau- und Immobiliensektor ausgelöst. Bereits im Jahr 2022 stiegen die Insolvenzen in diesen Branchen um 8 Prozent an. Im bisherigen Verlauf des Jahres 2023, bis einschließlich August, gab es sogar einen Anstieg um 20 Prozent. Diese Pleiten machen mehr als ein Fünftel (21 Prozent) aller Insolvenzen in Deutschland aus. Besonders betroffen ist der Immobiliensektor, in dem die Insolvenzen um beachtliche 42 Prozent gestiegen sind.
Die Analysten von Allianz Trade erklären diesen plötzlichen Wandel in der Baubranche mit der langen Niedrigzinsphase, die nun ein Ende gefunden hat. 'Die Bauwirtschaft befindet sich aktuell in einem Tief: Die hohen Zinsen und massiv gestiegenen Materialkosten führen zu Baustopps, Stornierungen sowie zuletzt auch zu Zahlungsverzügen und Insolvenzen', so Allianz Trade.
Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für Projektentwickler und Bauunternehmen, die mit hohen Zinsen und Materialkosten konfrontiert sind. Viele Bauprojekte liegen aufgrund dieser Umstände auf Eis, was deutliche Auswirkungen auf den Wohnungsmarkt hat. Milo Bogaerts, der Chef des Kreditversicherers im deutschsprachigen Raum, betont die Problematik: 'Die Auftragslage trifft viele Projektentwickler und Bauunternehmer hart, da sie seit Monaten praktisch keine neuen Aufträge haben.'
Besonders betroffen sind laut Bogaerts oft mittelständische Unternehmen, die als Subunternehmer häufig in einer schwachen Verhandlungsposition gegenüber großen Auftraggebern sind. Dadurch sind sie anfälliger für eine Verschlechterung der Auftragslage und der Konjunktur.