Ein drohender Handelskonflikt zwischen der Europäischen Union und den USA könnte die deutsche Pharmaindustrie empfindlich treffen, warnt der Verband Forschender Arzneimittelhersteller (VFA). In einer Analyse unterstreicht Claus Michelsen, Chefökonom des VFA, die zentrale Bedeutung funktionierender internationaler Handelsbeziehungen für die exportstarke Pharmaindustrie. Ein solcher Konflikt könne weitreichende Folgen für das Gesundheitswesen und die Beschäftigung in der Branche mit sich bringen.
Die USA sind mit einem Exportvolumen von 26 Milliarden Euro im Jahr 2023 der bedeutendste Markt für deutsche Pharmaprodukte, vor den Industriezweigen Maschinenbau und Automobilbau. Insbesondere die Ausfuhr von Impfstoffen spielt eine herausragende Rolle. Doch auch der Import aus den USA ist beträchtlich: Deutschland bezieht für die heimische Arzneiproduktion wichtige Vorprodukte im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro aus den Vereinigten Staaten, womit die USA das Hauptzulieferland sind.
Ein möglicher Handelskrieg könnte die Kosten für diese Vorprodukte steigern oder gar zu Lieferengpässen führen, so Michelsen. Dies würde die Medikamentenproduktion in Deutschland und damit die Versorgungssicherheit und die Arbeitsplätze in der Pharmabranche gefährden. Bereits während der Corona-Pandemie habe ein Ausfuhrstopp für essenzielle Lipide in den USA gezeigt, wie empfindlich die Lieferketten sind.
US-Präsident Donald Trump droht seit Längerem mit erhöhten Importzöllen auf europäische Produkte, was nicht nur die Pharmabranche, sondern auch die deutsche Exportwirtschaft allgemein unter Druck setzen würde. Der VFA betont die Notwendigkeit, einen Handelskonflikt mit den Vereinigten Staaten zu vermeiden, da neue Schutzmaßnahmen der USA die ohnehin fragile Industriekonjunktur weiter belasten könnten.