Pflegeversicherung: Beitragsanhebung als temporäre Lösung

Die Pflegeversicherung steht im neuen Jahr vor einer weiteren Kostenerhöhung, da der Bundesrat einer geplanten Anhebung des Beitragssatzes um 0,2 Prozentpunkte zustimmte. Zum 1. Januar 2025 steigt der Beitrag auf 3,6 Prozent des Bruttolohns. Damit sollen jährlich zusätzliche Einnahmen von 3,7 Milliarden Euro erzielt werden, um die gesetzlich vorgesehenen Leistungen für Pflegebedürftige abzusichern. Zuletzt war der Beitrag erst im Sommer 2023 angehoben worden. Gesundheitsminister Karl Lauterbach betont, dass aufgrund der steigenden Anzahl Pflegebedürftiger und wachsender Kosten eine kurzfristige Anpassung notwendig sei, sieht jedoch den Bedarf für eine grundlegende Reform. Der Beitragssatz variiert je nach Kinderzahl: Für Kinderlose liegt er bei 4,2 Prozent, für Versicherte mit einem Kind bei 3,6 Prozent, während der Satz mit steigender Kinderzahl weiter sinkt. Die Anhebung der Pflegebeiträge reflektiert einen Anstieg der Pflegekosten, auch bedingt durch die zunehmende Anzahl an Pflegebedürftigen, die teils über den demografisch erwartbaren Trend hinausgeht. Zudem belasten die finanziellen Nachwirkungen der Corona-Pandemie das System weiter. Ohne die Anhebung stünde das System vor ernsthaften Risiken. Der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherungen sieht die Anhebung als einen "Notbehelf", der maximal bis Ende 2025 tragfähig sei, mahnt jedoch vor weiteren strukturellen Finanzierungsproblemen. Die VdK-Präsidentin Verena Bentele fordert eine vollständige Reform der Pflegekassen-Finanzierung, um langfristig stabile Lösungen zu schaffen. Obwohl Gesundheitsminister Lauterbach im Herbst eine weitreichendere Finanzreform angestrebt hatte, kam diese nicht zustande. Die Regierung nutzte inzwischen eine Verordnung aus der Pflegereform 2023, um die Beitragsanpassung vorzunehmen, sobald die Monatsreserven der Pflegeversicherung unter einen kritischen Wert fallen. Gleichzeitig mit der Beitragserhöhung treten Anfang 2025 Verbesserungen für Pflegebedürftige in Kraft. Alle Pflegeleistungen werden pauschal um 4,5 Prozent erhöht, was ebenfalls Teil der Reform von 2023 ist.