Pfizer zählt zu den erfolgreichsten Pharmaunternehmen weltweit und erzielte im Jahr 2022 einen Rekordumsatz von über 100 Milliarden Dollar. Verantwortlich dafür waren in erster Linie das Coronavirus-Vakzin und die damit verbundene Behandlung, die in den anspruchsvollen Zeiten der COVID-19-Pandemie entwickelt wurden. Doch nach dem Rückgang der Nachfrage für diese Produkte war klar, dass Pfizer neue Wachstumstreiber benötigte.
Im letzten Jahr verkündete das renommierte Pharmaunternehmen, dass ein bedeutender Motor für künftiges Wachstum in der Onkologie liegen würde und übernahm den onkologischen Spezialisten Seagen für 43 Milliarden Dollar. Seagen fokussiert sich auf Antikörper-Wirkstoff-Konjugate (ADCs), die es ermöglichen, potente Behandlungen direkt an Tumorzellen zu liefern und somit Schäden an normalen Zellen zu begrenzen. Diese Woche berichtete Pfizer über die Ergebnisse des zweiten Quartals und markierte somit das zweite vollständige Quartal, das die Produkte von Seagen beinhaltete.
Pfizer schloss die Übernahme von Seagen im Dezember ab und prognostizierte damals, dass Seagen bis 2030 über 10 Milliarden Dollar an risikoadjustierten Umsätzen beisteuern würde. Seagen brachte vier zugelassene Behandlungen in die Partnerschaft ein, darunter drei ADCs: Padcev für fortgeschrittenen Blasenkrebs, Adcetris für Hodgkin-Lymphom und Tivdak für Gebärmutterhalskrebs sowie Tukysa für eine bestimmte Form von Brustkrebs. Insgesamt umfasst Pfizers Onkologie-Portfolio jetzt mehr als 25 zugelassene Medikamente, von denen neun Blockbuster sind oder das Potenzial dazu haben. Zudem hat die Übernahme Pfizers Onkologie-Pipeline verdoppelt.
Pfizer plant, bis 2030 acht oder mehr onkologische Blockbuster einzuführen und die Anzahl der mit den Firmenmedikamenten behandelten Krebspatienten zu verdoppeln. Deutliche Fortschritte dabei sind bereits erkennbar. So stieg der Umsatz aller vier Seagen-Medikamente im zweiten Quartal im Jahresvergleich, wobei Padcev einen bemerkenswerten Anstieg um über 144% auf 394 Millionen Dollar erzielte.
Während die Integration von Seagen noch in den Kinderschuhen steckt, eröffnen die relativ neuen Produkte große Marktchancen für Pfizer. Hinzu kommt, dass die robuste Pipeline und die hohe Talentretenz von Seagen weiteren wichtigen Medikamenten den Weg ebnen könnten.
Die globale Krebsbelastung nimmt zu, und laut der Weltgesundheitsorganisation entwickelt etwa jeder fünfte Mensch im Laufe seines Lebens eine Krebserkrankung. Der Markt für onkologische Arzneimittel wächst mit einer jährlichen Wachstumsrate von über 11% und soll laut einem Bericht von Precedence Research bis Anfang der 2030er Jahre etwa 462 Milliarden Dollar erreichen. Pfizer ist somit in einem wachsenden Markt aktiv, der dringend neue Optionen benötigt.
Die bisherigen Anzeichen für das Wachstum durch Seagen sind positiv. Es bleibt abzuwarten, inwieweit sie in den kommenden Quartalen liefern können. Die Pipeline-Ergänzung ist ein weiteres Plus, dessen Auswirkungen jedoch erst in einigen Jahren sichtbar sein werden.
Auch wenn Pfizer die Wette auf Seagen noch nicht gewonnen hat, sieht es vielversprechend aus. Für Investoren, die überlegen, heute Pfizer-Aktien zu kaufen und langfristig zu halten, sind das gute Nachrichten.