12. März, 2025

Wirtschaft

Pfandtourismus bringt Brauereien und Handel an ihre Grenzen

Pfandtourismus bringt Brauereien und Handel an ihre Grenzen

Die Brauereien und der Handel nahe der österreichischen Grenze stehen vor einer Herausforderung sondergleichen: Der sogenannte Pfandtourismus sorgt derzeit für Unruhe. Grund hierfür ist die jüngst erfolgte Erhöhung des Mehrwegflaschenpfands in Österreich auf 20 Cent pro Bierflasche. In Kombination mit dem bereits seit längerem höheren Kastenpfand führt dies zu einem verlockenden Szenario: Ein in Deutschland für 3,10 Euro erhobener Pfandbetrag für einen Kasten kann in Österreich plötzlich satte 7 Euro einbringen.

Dieses Schlupfloch wird von einigen ausgenutzt. Christian Thiel von der Brauerei Schönramer, die nur 13 Kilometer von der Grenze und keine 20 Kilometer vom Zentrum Salzburgs entfernt ist, bemerkt besorgt: „In den ersten Tagen war die Tendenz katastrophal.“ Er berichtet von einem Fall, in dem jemand mit einem Anhänger voller Leergutkästen bei einem kleinen Markt vorfuhr, doch der Händler verweigerte die Annahme. Der Verband der Brauereien Österreichs hebt hervor, dass Händler nicht verpflichtet sind, mehr als haushaltsübliche Mengen an Leergut zurückzunehmen und nur Kästen akzeptieren, die im eigenen Sortiment geführt werden. Konkrete Zahlen zum Pfandtourismus fehlen bislang, jedoch berichten grenznahe Händler von einem gestiegenen Aufkommen.

Das Thema findet auch in Deutschland neue Resonanz. Schon seit Jahren wird über eine Erhöhung des Pfands debattiert, diesmal nehmen gerade kleine und mittelständische Brauereien das Zepter in die Hand. Eine Erhöhung wäre, so Thiel, begrüßenswert, doch der Deutsche Brauer-Bund zeigt sich skeptisch. Mögliche Hindernisse sind die Panik um vergraulte Kunden, geschätzte zusätzliche Kosten in Millionenhöhe und potentielle Leergutengpässe, falls Kunden das Pfand horten, um bei einer Umstellung von einem höheren Rückgabewert zu profitieren. Gleichzeitig steigen die Preise für Flaschen und Kästen, während das aktuelle Pfand dieses Plus schon jetzt nicht mehr abdeckt.