Im spannungsgeladenen Verfahren gegen den Energiekonzern RWE, das der peruanische Bergführer und Landwirt Saúl Luciano Lliuya angestrengt hat, geht das Oberlandesgericht Hamm in die entscheidende Phase. Lliuya fordert von RWE finanzielle Beteiligung an Schutzmaßnahmen gegen eine potenzielle Flutwelle, die sein Anwesen im Andenhochland bedroht. Anlass für diese Gefahr ist der drastische Rückgang des Palcacocha-Gletschers, welcher mit dem globalen Temperaturanstieg in Verbindung gebracht wird. Der Kläger führt die Verursachung durch die hohen Treibhausgasemissionen des Unternehmens an und wird dabei von der Stiftung Zukunftsfähigkeit und Germanwatch unterstützt. RWE bezeichnet die Klage, die seit 2015 hängig ist, als rechtlich unhaltbar. Dennoch sorgt der Fall bereits jetzt für Aufsehen. Die prominente Klimaaktivistin Luisa Neubauer hat ihre Präsenz bei der Verhandlung angekündigt. Sie betont die historische Dimension der Klage und sieht darin ein Zeichen der Hoffnung und des Kampfes gegen fossile Großkonzerne weltweit. Neubauer warnt vor einer Welle zukünftiger Klagen und Proteste und sieht den bisherigen Erfolg von Saúl als ermutigend. Allerdings bremsen jüngst von den Gerichten beauftragte Experten die Aufregung. Sie haben die Wahrscheinlichkeit einer gefährlichen Flutwelle für die kommenden 30 Jahre auf nur ein Prozent eingeschätzt und diesen potenziellen Naturgewalten lediglich geringe Bedrohungskraft für die Substanz des klägerischen Hauses zugesprochen. Trotz einer möglichen Überschwemmung von 20 Zentimetern Höhe sehen die Gutachter keinen bleibenden Schaden für die Bausubstanz. Eine Entscheidung des Gerichts wird am Mittwoch noch nicht erwartet. Der Ausgang dieses beispiellosen Rechtsstreits bleibt somit weiter ungewiss.
Grün
Peruanischer Kleinbauer gegen RWE: Ein wegweisender Rechtsstreit?
