Eltern stehen zunehmend unter Druck, da Kindergärten aufgrund von Personalmangel ihr Betreuungsangebot reduzieren müssen. Eine Umfrage der Hans-Böckler-Stiftung ergab, dass 44 Prozent von 1023 befragten Eltern im Dezember angaben, ihre Betreuungseinrichtungen seien in den vorherigen drei Monaten zeitweise geschlossen gewesen. Vor allem betraf dies Einrichtungen für Kleinkinder, also Kindergärten und Tagespflege, aber auch – in geringerem Maße – Ganztagsschulen.
Die Umfrage zeigte unterschiedliche Betroffenheitslevel: 15,1 Prozent erlebten eine eintägige Schließung, während 21,8 Prozent von zwei bis fünf Tagen sprachen. Bei 3,9 Prozent waren es sechs bis zehn Schließungstage, und etwa 3,6 Prozent gaben sogar mehr als zehn Schließungstage an. Ein weiteres Problem sind eingeschränkte Betreuungszeiten, die Eltern dazu zwingen, ihre Kinder frühzeitig abzuholen. Fast die Hälfte der Befragten berichtete von verkürzten Öffnungszeiten.
Bettina Kohlrausch vom Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Institut (WSI) der Böckler-Stiftung sieht den Staat in der Pflicht: Zum einen müsse das Betreuungsangebot ausgebaut, zum anderen die Qualität und Zuverlässigkeit der bestehenden Angebote gesichert werden. Die aktuelle personelle Ausstattung sei unzureichend, so die wissenschaftliche Direktorin.
Jedes dritte betroffene Elternteil gab an, aufgrund der Situation die Arbeitszeit reduziert zu haben, während fast die Hälfte Urlaub nahm oder Überstunden abbaute. Besonders gut erging es Eltern, die sich auf soziale Netzwerke wie Familie und Freunde verlassen konnten. Auffällig ist indes die ungleiche Belastung zwischen den Geschlechtern: Frauen springen häufiger ein als Männer.
64 Prozent der betroffenen Väter berichteten, dass ihre Partnerinnen in die Bresche sprangen, während dies nur bei 48 Prozent der Mütter der Fall war. Diese Ungleichheiten könnten, so warnt Kohlrausch, zur Verschärfung der Benachteiligung von Frauen im Arbeitsmarkt führen, speziell hinsichtlich ihrer Karrierechancen. Deshalb seien große Investitionen in die Betreuung und eine Offensive zur Fachkräftegewinnung entscheidend.