Ein Silicon-Valley-Start-up will einen der größten Social-Media-Konzerne der Welt schlucken – und die US-Regierung mischt mit. Die KI-Suchmaschine Perplexity AI hat offiziell Interesse an einer Übernahme des US-Geschäfts von Tiktok bekundet.
Geplant ist ein Gemeinschaftsunternehmen unter amerikanischer Kontrolle, das sogar eine Beteiligung des US-Staats vorsieht. Eine Übernahme wäre ein Coup für Perplexity – und könnte den Suchmarkt auf den Kopf stellen.
Warum Perplexity Tiktok will
Perplexity AI ist eines der am schnellsten wachsenden KI-Unternehmen weltweit. Die junge Suchmaschine setzt nicht auf klassische Link-Listen, sondern beantwortet konkrete Fragen direkt – eine Kampfansage an Google.
Doch trotz rasantem Wachstum bleibt Perplexity mit 15 Millionen Nutzern klein im Vergleich zu den Tech-Riesen. Tiktok hingegen hat in den USA über 170 Millionen Nutzer und eine riesige Datenbasis über Konsumverhalten, Interessen und Trends.
Die Idee hinter der Fusion: Tiktok-Nutzer suchen bereits jetzt nach Restaurants, Produkten oder Orten in der Nähe – eine perfekte Ergänzung für Perplexitys KI-gestützte Suche. Gleichzeitig könnte Perplexity sein eigenes System mit dem Datenschatz von Tiktok verbessern und die Suchergebnisse durch Videos aufwerten.
Trump, Bytedance und die politische Dimension
Die Übernahme ist aber nicht nur ein Tech-Deal – sie ist auch politisch brisant. Tiktok steht seit Jahren unter dem Verdacht, ein Sicherheitsrisiko für die USA zu sein. Bereits Trumps Vorgänger Joe Biden hatte per Gesetz gefordert, dass Tiktok entweder verkauft wird oder in den USA verboten wird. Trump setzte das Gesetz nach seiner Rückkehr ins Amt durch – allerdings mit einer 75-tägigen Frist für eine Übernahme.
Perplexity kommt der US-Regierung nun entgegen. Der Plan sieht vor, dass der Staat einen Anteil am neuen Unternehmen erhält. Langfristig soll dieser Anteil in einen neu zu gründenden Staatsfonds übergehen, der Infrastrukturprojekte wie Straßen und Flughäfen finanzieren soll.
Wer steckt hinter Perplexitys Angebot?
CEO Aravind Srinivas bestätigte sein Interesse an einer Übernahme bereits öffentlich im US-Fernsehen. Auch Chief Business Officer Dmitry Shevelenko betonte, dass Perplexity „das stärkste Angebot“ abgegeben habe. Zwar gibt es bisher keine Details zur Finanzierung, doch der Wert des US-Geschäfts von Tiktok könnte Schätzungen zufolge über 150 Milliarden Dollar betragen.
Eine Übernahme wäre ein gewaltiger Schritt für das erst wenige Jahre alte Start-up. Die Bewertung von Perplexity ist zuletzt rasant gestiegen – von 500 Millionen Dollar auf neun Milliarden Dollar in nur einem Jahr. Investoren wie Elon Musk oder der Immobilienmilliardär Frank McCourt sollen sich ebenfalls für einen Tiktok-Deal interessieren.
Das große Fragezeichen: Der Algorithmus
Ein Knackpunkt bleibt ungelöst: Tiktoks Algorithmus, das Herzstück der Plattform. Die chinesische Muttergesellschaft Bytedance hat klargestellt, dass sie diesen nicht verkaufen wird. Perplexity will stattdessen eine eigene KI-Lösung entwickeln. Ob das realistisch ist, bleibt fraglich – schließlich gilt Tiktoks Algorithmus als einer der besten der Welt.
Was bedeutet das für Nutzer und den Markt?
Sollte die Fusion gelingen, würde ein neuer digitaler Player entstehen, der sowohl Suchmaschinen als auch soziale Netzwerke kombiniert. Ein direkter Angriff auf Google, aber auch auf Meta. Gleichzeitig bliebe Tiktok in den USA bestehen, allerdings unter amerikanischer Kontrolle.
Doch ob die Übernahme gelingt, ist ungewiss. Die US-Regierung könnte weitere Hürden aufstellen, und auch Bytedance dürfte nicht kampflos auf den Verkauf eingehen. Sicher ist nur: Das Rennen um Tiktok ist eröffnet – und Perplexity bringt sich in Stellung.