28. Oktober, 2024

Märkte

Parlamentswahl in Japan: Unerwartete Wendungen und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte

Parlamentswahl in Japan: Unerwartete Wendungen und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte

In Japan hat eine vorgezogene Wahl nicht die gewünschte Stabilität, sondern vielmehr Unsicherheit gebracht. Die Liberaldemokratische Partei (LDP) von Premierminister Shigeru Ishiba verlor ihre Parlamentsmehrheit, nachdem sie nach dem überraschenden Wahlausgang von Sonntag geschwächt herauskam. Ishiba, der erst kürzlich ins Amt gelangt war, hatte gehofft, die Opposition in Schach zu halten und seine verleumdete Koalition zu festigen. Doch stattdessen gewann die oppositionelle Konstitutionell-Demokratische Partei Japans (CDPJ) beachtliche 50 Sitze hinzu, oft auf Kosten der LDP, wodurch keine Partei die erforderliche 233-Sitze-Mehrheit erreichen konnte.

Diese Entwicklungen führen dazu, dass jede Fraktion im Unterhaus nun eilig über mögliche Strategien nachdenken muss – und die Märkte tun es ihnen gleich. Die CDPJ, die eine Änderung des Inflationsziels der Bank of Japan von 2 % auf „über 0 %“ anstrebt, versucht, eine Koalition zu bilden, um die amtierende Regierung abzulösen. Die LDP und ihr kleiner Koalitionspartner, die Komeito-Partei, suchen derweil nach Verbündeten, doch die aussichtsreichsten Königsmacher haben eine postwahlliche Allianz bislang abgelehnt. Gemäß der japanischen Verfassung muss innerhalb von 30 Tagen nach der Wahl eine Sondersitzung einberufen werden, um einen Premierminister zu wählen. Ohne klare Perspektive auf eine vollständige Kontrolle könnte die LDP versuchen, als Minderheitsregierung zu agieren.

Angesichts dieser Unsicherheiten hatte Ishiba vor der Wahl bereits ein größeres zusätzliches Budget versprochen, das noch in diesem Jahr verabschiedet werden soll. Der Druck, fiskale und monetäre Lockerungen durchzuführen, wird jetzt nur noch zunehmen, was kurzfristig für börsennotierte Unternehmen, die unter dem Druck steigender Zinssätze stehen, Entlastung bieten könnte. Dies mag erklären, warum der Topix-Index am Montag im frühen Handel um mehr als 1 % stieg, spricht jedoch gegen die Fähigkeit der Regierung, die für Japan wichtige Reformagenda fortzusetzen.

Hinzu kommt die Frage, ob die LDP ihren Kurs halten kann. Nach dem Wahldebakel wird Ishiba ernsthaft unter Druck stehen, zurückzutreten, was den Fokus auf seine zahlreichen Rivalen um die Parteiführung lenken könnte. An vorderster Front steht hier Sanae Takaichi, ein Mitglied des rechten Flügels der Partei, die nur knapp Ishiba unterlegen ist und kürzlich argumentierte, dass es „dumm wäre, jetzt die Zinssätze anzuheben“. Sollte sie die Führung übernehmen, könnte dies eine unwahrscheinliche Allianz zwischen den beiden größten Parteien im Unterhaus bezüglich der Zinspolitik bedeuten. Dies wäre gut für japanische Aktien, jedoch schlecht für Japan insgesamt.