16. April, 2025

Quartalszahlen

Logitech kassiert Prognose

Der Schweizer Peripherie-Spezialist zieht seine Umsatz- und Gewinnziele überraschend zurück. Der Grund: US-Zölle sorgen für Verunsicherung in den Lieferketten – und offenbaren eine Schwäche westlicher Planbarkeit.

Logitech kassiert Prognose
Logitech erwartet für das abgelaufene Geschäftsjahr bis zu 770 Mio. US-Dollar operativen Gewinn – dennoch zieht das Unternehmen seine Prognose für das laufende Jahr vollständig zurück.

Von Stabilität keine Spur: Logitech rudert zurück

Noch Anfang März klang alles nach einem soliden Jahr. Logitech, Hersteller von Tastaturen, Mäusen und Webcams, hatte einen Umsatzkorridor von bis zu 4,71 Milliarden Dollar ausgerufen, das operative Ergebnis sollte bis zu 780 Millionen Dollar erreichen.

Doch jetzt, nur wenige Wochen später, ist die Prognose Makulatur. Über Nacht nahm das Unternehmen seine Guidance für das laufende Geschäftsjahr zurück – offiziell wegen der „anhaltenden Unsicherheiten bei Zöllen“.

Was sich trocken liest, ist ein deutliches Alarmsignal: Selbst Unternehmen mit gut laufendem operativem Geschäft und gesunder Marge sind zunehmend nicht mehr in der Lage, belastbare Aussagen über die nächsten Monate zu treffen. Zu sprunghaft ist die globale Handelspolitik geworden – insbesondere durch die USA.

Quelle: Eulerpool

Was Trumps Zollpolitik mit Schweizer Elektronik zu tun hat

Auf den ersten Blick wirkt Logitech immun gegen geopolitische Schwankungen: solider B2C-Absatz, breite Produktpalette, keine risikoreiche Chipproduktion, keine exorbitanten Abhängigkeiten von einzelnen Märkten.

Doch dieser Eindruck trügt. Logitech ist zwar in der Schweiz beheimatet, aber stark in den USA aktiv – sowohl als Absatzmarkt als auch in der Beschaffung. Viele Komponenten stammen aus Asien, insbesondere aus China. Trumps neue Strafzölle von bis zu 60 % auf bestimmte Techprodukte machen die Kalkulation unberechenbar.

Und das ist der Punkt: Logitech zieht keine Prognose zurück, weil das Geschäft schwächelt – sondern weil keiner mehr weiß, wie sich das politische Risiko in den kommenden Monaten auswirkt. Der Verzicht auf eine Jahresvorschau ist ein Eingeständnis struktureller Unsicherheit – und ein Symptom eines tieferliegenden Problems.

Die alte Stärke: Transparenz und Verlässlichkeit

Logitech galt jahrelang als Paradebeispiel für solides, berechenbares Management. Der Konzern hatte von der Pandemie profitiert, als Homeoffice, Videokonferenzen und Streaming neue Käuferschichten brachten.

Auch nach dem Boom hielt sich die Nachfrage relativ stabil. Selbst mit dem abflauenden Konsum in Europa und Nordamerika konnte Logitech dank Innovation und effizientem Pricing gegensteuern.

Logitechs operative Marge bleibt robust, doch geopolitische Entwicklungen wie Trumps Zollpolitik machen eine verlässliche Jahresplanung nahezu unmöglich.

Jetzt jedoch zeigen sich die Grenzen dieser Resilienz. Die operativen Zahlen für das am 31. März 2025 beendete Geschäftsjahr dürften mit einem Umsatz zwischen 4,54 und 4,57 Milliarden Dollar und einem Betriebsgewinn von bis zu 770 Millionen Dollar solide ausfallen. Aber: Diese Zahlen betreffen das, was war – nicht das, was kommt.

Für Investoren wird Logitech damit zum Lackmustest

Was Logitech erlebt, ist keine Einzelfallgeschichte. Immer mehr Unternehmen sehen sich gezwungen, statt Strategie vor allem Reaktion zu liefern. Wenn ein Business wie das von Logitech – planbar, cashflow-stark, kaum zyklisch – sich nicht mehr auf Prognosen verlassen kann, stellt sich für Investoren die Frage: Was ist eine Guidance dann noch wert?

Die Börse reagierte entsprechend: Die Aktie gab nach, obwohl keine operative Schwäche gemeldet wurde. Das Misstrauen gilt nicht Logitech, sondern dem Umfeld. Anleger erkennen: Wer heute Tech-Produkte über mehrere Kontinente verteilt fertigt und verkauft, hat keine Garantie mehr auf Kalkulierbarkeit.