Schwerer Absturz mitten in Vilnius
Am frühen Montagmorgen prallt eine DHL-Frachtmaschine vom Typ Boeing 737-400 nahe dem Flughafen Vilnius in ein Wohngebiet. Trümmerteile schleudern mehrere Hundert Meter weit, ein Wohnhaus wird beschädigt.
Vier Besatzungsmitglieder befinden sich an Bord, eines überlebt den Absturz nicht. Drei weitere, darunter ein Deutscher, werden schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht. Die Behörden sprechen von einem „regelrechten Trümmerfeld“.
Polizeichef Arunas Paulauskas gibt erste Details bekannt: Die Maschine sei routinemäßig geflogen, ohne Auffälligkeiten an Bord.
„Es sieht aus wie ein normaler Flug, bis er es nicht mehr war“, sagt er im litauischen Fernsehen.
Flugschreiber könnten Aufklärung bringen
Die Suche nach der Ursache läuft auf Hochtouren. Noch fehlen entscheidende Hinweise, doch Ermittler aus Litauen, Deutschland, Spanien und den USA arbeiten daran, die Trümmer und die Blackbox zu bergen.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und Kanzler Olaf Scholz warnen vor voreiligen Schuldzuweisungen. Scholz schließt jedoch nicht aus, dass hybride Kriegsführung eine Rolle spielen könnte.
„Wir müssen jede Möglichkeit in Betracht ziehen“, so Scholz. Dies sei auch angesichts der zuletzt gehäuften Schäden an kritischer Infrastruktur wie Ostsee-Datenkabeln oder Pipelines notwendig.
Kein Hinweis auf Sabotage – noch nicht
Obwohl derzeit keine konkreten Anzeichen für einen Sabotageakt oder Terrorismus vorliegen, bleibt die Möglichkeit bestehen. DHL und das Bundesverteidigungsministerium betonen, dass es bisher keine Hinweise auf verdächtige Ladung oder Sprengsätze gibt.
Auch die litauischen Behörden bitten die Bevölkerung um Mithilfe: Über ein Online-Portal können Videos hochgeladen werden, die den Flug oder den Absturz dokumentieren.
Hintergrund: Brandsatz-Vorfall in Leipzig
Der Absturz weckt Erinnerungen an ein Sicherheitsrisiko im DHL-Drehkreuz Leipzig. Im Juli hatte ein Paket aus dem Baltikum in einer Sortieranlage Feuer gefangen. Ermittlungen brachten Verbindungen zu mutmaßlichen Sabotageakten ans Licht, was im Baltikum zu Festnahmen führte. Litauens Behörden sind deshalb besonders wachsam und schließen keinen Zusammenhang mit dem Absturz aus.
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Der Druck steigt – auch international
Neben den technischen Ursachen prüfen die Ermittler auch externe Faktoren. Boeing-Experten untersuchen die Maschine, die seit den 1990er Jahren in Betrieb ist. Parallel untersucht die polnische Flugsicherung die Systeme des Flughafens Vilnius, um mögliche Fehler beim Landeanflug auszuschließen. Ein internationaler Ansatz sei entscheidend, betonte Baerbock:
„Die lückenlose Aufklärung des Falls hat oberste Priorität.“