Boeing steht erneut am Abgrund, bleibt aber knapp über der Kante. Mit einem Verlust von 11,83 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 nähert sich der US-Flugzeugbauer gefährlich seinem Rekordminus von 12 Milliarden Dollar aus dem Jahr 2020, das damals von der Coronapandemie und den Folgen der 737-MAX-Abstürze geprägt war.
Vorstandschef Kelly Ortberg zeigte sich jedoch zuversichtlich und erklärte, das Unternehmen mache Fortschritte bei der Stabilisierung der Produktion – eine Botschaft, die angesichts der jüngsten Herausforderungen schwer wiegt.
Ein schweres Jahr für Boeing
Die Schreckensmeldungen für Boeing rissen auch 2024 nicht ab. Anfang des Jahres führte ein Vorfall mit einer Boeing 737 MAX, bei dem während des Fluges ein Teil der Seitenwand herausfiel, zu einer neuen Welle des Misstrauens gegenüber der Sicherheit der Maschinen.
Die Folge: Die US-Luftfahrtaufsicht FAA verschärfte ihre Kontrollen und stellte Boeing vor zusätzliche Hürden in der Zulassungsprozedur.
Diese Probleme spiegeln sich auch in den Finanzen wider. Besonders das Schlussquartal 2024 belastete die Bilanz mit einem Verlust von rund vier Milliarden US-Dollar.
Damit summierten sich die Verluste seit 2019 auf über 30 Milliarden Dollar – eine Summe, die das Vertrauen von Investoren und Kunden gleichermaßen auf die Probe stellt.
Produktionschaos und Nachholbedarf
Neben den Problemen mit der 737 MAX hatte Boeing weiterhin mit Verzögerungen in der Produktion des Langstreckenjets 787 Dreamliner zu kämpfen. Auch hier führten Qualitätsmängel und wiederholte Produktionsstopps zu Lieferverzögerungen und Strafzahlungen.
Besonders schmerzlich: Der Konkurrent Airbus konnte sich in dieser Zeit stärker im Markt behaupten und mit der A321XLR sowie der A350 Erfolge verbuchen.
Hinzu kommt der wachsende Druck durch die Luftfahrtbehörden, die nach den Sicherheitsproblemen der letzten Jahre weniger tolerant gegenüber Fehlern sind. Boeing sieht sich somit nicht nur internen Herausforderungen, sondern auch einem global verschärften regulatorischen Umfeld gegenüber.
Zaghafte Fortschritte in Sicht
Trotz dieser massiven Rückschläge zeigte sich Kelly Ortberg verhalten optimistisch. „Wir haben Fortschritte bei der Stabilisierung unserer Produktionsprozesse gemacht“, erklärte der CEO am Dienstag.
Besonders in der Fertigung der 737 MAX sei ein positiver Trend zu erkennen, der Hoffnung auf eine Erholung im Jahr 2025 gibt. Das Ziel sei es, die Produktionsraten schrittweise zu erhöhen und gleichzeitig die Sicherheits- und Qualitätsstandards zu verbessern.
Zudem setzt Boeing darauf, neue Bestellungen zu generieren und seine Lieferketten zu stabilisieren. Erste Signale in diese Richtung sind ermutigend: Der Auftragsbestand bleibt mit rund 5.200 Flugzeugen solide, und einige Großkunden, darunter United Airlines und Ryanair, haben kürzlich neue Bestellungen getätigt.
Die Zukunft bleibt ungewiss
Trotz dieser Hoffnungsschimmer bleibt die Zukunft von Boeing unsicher. Die Luftfahrtindustrie insgesamt steht vor der Herausforderung, sich von den Nachwirkungen der Pandemie und der sich verändernden Marktanforderungen zu erholen.
Die Konkurrenz durch Airbus, aber auch neue Wettbewerber wie Chinas COMAC, die mit ihrer C919 erste Marktanteile gewinnen, wird zunehmend spürbar.
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