Internationale Sanktionen sollen verhindern, dass der Iran über den internationalen Zahlungsverkehr an Kapital für sein Atomprogramm und militärische Aktivitäten gelangt.
Doch Recherchen zeigen, dass die Islamische Republik trotz der strengen Restriktionen weiterhin Zugang zu Finanzsystemen findet. Eine zentrale Rolle spielen dabei Tarnfirmen, Zwischenstationen in Drittstaaten – und in einigen Fällen auch deutsche Banken.
Transaktionsnetzwerke mit Milliardenvolumen
Ein aktuelles Beispiel zeigt, wie Iran über verschachtelte Netzwerke Gelder transferiert:
- 10. Februar 2021: 500.000 Euro fließen von einem Konto der russischen Promsvyazbank auf ein türkisches Firmenkonto.
- 11. Februar 2021: Weitere 3,3 Millionen Euro werden überwiesen.
- März 2021: Weitere 2,5 Millionen Euro fließen über dieselbe Route.
Diese Transaktionen liefen über die deutsche Commerzbank als Korrespondenzbank. Offiziell wurden die Zahlungen als „Begleichung von Rechnungen für Rohöl“ deklariert.
Die Mittel stammen von der Victoria Holding, einem Unternehmen mit Sitz in Limassol (Zypern), und landeten bei der türkischen Firma Baslam, die ein Konto bei der Vakif Katilim Bank unterhält.
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Während diese Finanztransfers legal erscheinen mögen, zeigen Untersuchungen, dass sie mutmaßlich Teil eines ausgeklügelten Umgehungssystems für Sanktionen sind.
Deutsche Banken unter Beobachtung
Bereits in der Vergangenheit wurden europäische Banken wegen Verstöße gegen Iran-Sanktionen sanktioniert:
- Commerzbank (2015): 1,5 Milliarden US-Dollar Strafe wegen Iran-Geschäften.
- Deutsche Bank (2023): 180 Millionen US-Dollar Strafe durch die US-Notenbank aufgrund von Mängeln bei der Bekämpfung von Geldwäsche und Sanktionsverstößen.
- BNP Paribas (2014): 9 Milliarden US-Dollar Strafe wegen Sanktionsverstößen, darunter auch Transaktionen mit Iran.
Jüngste Leaks deuten darauf hin, dass auch die Sparkasse Aachen und weitere deutsche Banken indirekt in verdächtige Transaktionen verwickelt gewesen sein könnten. Die Sparkasse teilte auf Anfrage mit, dass sie „alle regulatorischen Maßnahmen zur Einhaltung von Sanktionen befolgt“.
Wie Irans Schattenbankensystem funktioniert
Iran nutzt zur Umgehung der Sanktionen ein ausgefeiltes Finanznetzwerk. Eine Schlüsselrolle spielen dabei:
- Drittstaaten: Vor allem Russland, China, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dienen als Umschlagplätze für Transaktionen.
- Tarnfirmen: Unternehmen mit offiziell legaler Tätigkeit, die als Fassade für Geldtransfers genutzt werden.
- Alternative Finanzinstitutionen: Netzwerke wie das Amin Exchange House, das von einem ehemaligen Offizier der Revolutionsgarden geleitet wird und Berichten zufolge ein Netzwerk von 70 Strohfirma mit Bankkonten bei 35 Banken betreibt.
Aus geleakten Dokumenten geht hervor, dass mehr als 50 % dieser Firmen Bankverbindungen in China besitzen. Mindestens ein Unternehmen soll jedoch auch ein Konto in Deutschland unterhalten haben.
Digitale Finanzdienstleister als neues Schlupfloch?
Da Banken immer strengere Kontrollen durchführen, weichen einige iranische Netzwerke auf digitale Zahlungsdienste aus. Besonders Plattformen wie WeChat Pay oder die Bezahlfunktion von TikTok werden zunehmend für diskrete Transaktionen genutzt, da sie geringeren regulatorischen Auflagen unterliegen.
Zudem steigt die Bedeutung von Kryptowährungen wie Tether (USDT), die auf anonymen Börsen gehandelt werden und sich schwer nachverfolgen lassen.
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