Es ist mitten in der Nacht, als in Tel Aviv die Sirenen heulen. Leuchtende Streifen ziehen über den Himmel, Explosionen folgen. Über 200 Raketen hat der Iran auf Israel abgefeuert, aber die Zerstörung hält sich in Grenzen.
Kein Zufall, sondern das Ergebnis eines der modernsten Luftabwehrsysteme der Welt. Doch dieser Schutz ist nicht billig – und auch nicht perfekt.
Der Schutzschild über Israel
Israels Luftverteidigung ist ein mehrstufiges System, das seinesgleichen sucht. Auf der ersten Ebene steht der Iron Dome, das wohl bekannteste Schutzsystem. Es fängt Kurzstreckenraketen, Mörser und Drohnen ab.
Aber: Jede Abwehrrakete des Iron Dome kostet rund 50.000 Dollar – und das System schützt nur kleinere Gebiete. Für Tel Aviv reicht eine Einheit aus, doch das ganze Land damit abzudecken, ist unmöglich.
Mehr Schutz, mehr Kosten: David's Sling und Arrow 3
Gegen Mittelstreckenraketen, wie sie der Iran oft einsetzt, kommt David's Sling zum Einsatz. Das System erkennt anfliegende Raketen bereits in rund 500 Kilometern Entfernung.
Mit Kosten von vier Millionen Dollar pro Abwehrrakete ist David's Sling zwar effektiver als der Iron Dome, doch auch teurer. Aber selbst das reicht gegen hochentwickelte ballistische Raketen wie die Kheibar Shekan des Iran nicht aus.
Hier kommt Arrow 3 ins Spiel. Es zielt darauf ab, die Raketen bereits im Weltall zu zerstören – bevor sie die Erde erreichen. Die Technologie dahinter ist beeindruckend, doch der Preis ist es ebenfalls: Bis zu zehn Millionen Dollar kostet ein einziger Abschuss. Bei dem jüngsten Angriff des Iran konnten so zahlreiche Raketen abgefangen werden, bevor sie in die Endphase des Flugs eintraten.
Warum schlägt dennoch eine Rakete ein?
Trotz des ausgefeilten Systems schlugen einige Raketen auf israelischem Boden ein. Doch das war kein Versagen der Luftabwehr. Israels Abwehrsysteme sind so programmiert, dass sie nicht jede Rakete abfangen.
Warum? Weil es teuer und ineffizient wäre. Sobald das System erkennt, dass eine Rakete in unbewohntem Gebiet einschlagen wird, wird sie ignoriert. Es geht um Wirtschaftlichkeit. Warum eine teure Abwehrrakete einsetzen, wenn die Gefahr minimal ist?
Die Rechnung für den Schutz
Die Kosten für den Schutz Israels sind gigantisch. Der Angriff des Iran vom 1. Oktober, bei dem rund 200 Raketen auf Israel abgefeuert wurden, dürfte das Land zwischen einer und anderthalb Milliarden Dollar gekostet haben. Das ist der Preis dafür, nahezu jeden Angriff abzuwehren.
Es ist ein schmaler Grat zwischen militärischer Notwendigkeit und finanzieller Belastung. Der Iran hingegen kann es sich leisten, veraltete Raketen einzusetzen, die am Ende ihrer Lebensdauer stehen – für Teheran ein Schnäppchen im Vergleich.
Wie effizient ist der Iran?
Obwohl der Iran zahlreiche Raketen abfeuerte, blieb der tatsächliche Schaden gering. Experten schätzen, dass etwa 90 Prozent der auf hochwertige Ziele gerichteten Raketen abgefangen wurden.
Fabian Hoffmann, Rüstungsexperte an der Universität Oslo, rechnet damit, dass der Iran, um einen Treffer mit hoher Wahrscheinlichkeit zu landen, bis zu 100 Raketen pro Ziel abfeuern müsste. Die Trefferquote der iranischen Raketen bleibt niedrig, was für Israel ein strategischer Vorteil ist.
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Milliarden für den Schutz der Bevölkerung
Israel gibt Milliarden für seine Luftverteidigung aus, und das aus gutem Grund. Ohne den Iron Dome, David's Sling und Arrow 3 wäre die Gefahr für die israelische Bevölkerung weitaus größer.
Doch der Schutz ist teuer – und er stellt das Land jedes Mal vor eine finanzielle Herausforderung. Dennoch: Die Alternative, die Raketen ohne Gegenwehr auf israelisches Gebiet schlagen zu lassen, wäre undenkbar.