23. November, 2024

Finanzen

Bis zu 6000 Euro weniger Steuern: So entlastet Lindners Paket

Die Steuerreform von Finanzminister Lindner verspricht Entlastung für viele, doch nicht alle profitieren gleichermaßen. Besonders für Gutverdiener könnte es anders kommen, als sie hoffen.

Bis zu 6000 Euro weniger Steuern: So entlastet Lindners Paket
Während Lindners Steuerreform die kalte Progression abbaut, bleiben Spitzenverdiener weiter stark belastet. Besonders die Reichensteuer bleibt unangetastet – eine Gruppe, die seit 2021 keine Entlastung gesehen hat.

Mehr Netto durch weniger Steuern – aber nicht für alle

Finanzminister Christian Lindner hat einen Plan: Die Steuerzahler sollen 2025 spürbar entlastet werden. Dabei geht es vor allem um die sogenannte "kalte Progression", eine Art versteckte Steuererhöhung, die durch Inflation entsteht.

Wenn Löhne steigen, ohne dass die Kaufkraft wirklich zunimmt, greift der Fiskus tiefer in die Tasche. Lindner will das jetzt mit seinem Entlastungspaket stoppen. Doch während die Reform für viele Haushalte zu spürbaren Erleichterungen führen könnte, gibt es einige, die davon nichts haben – oder sogar draufzahlen.

Die kalte Progression: Ein unsichtbarer Steuertrick

Wenn die Inflation steigt, verliert Geld an Wert. Um das auszugleichen, steigen die Löhne. Das Problem: Mit steigendem Gehalt rutschen viele in höhere Steuerklassen, obwohl sie real nicht mehr verdienen. Dieses Phänomen nennt man kalte Progression – eine Steuerfalle, die Lindner nun beseitigen will.

„Es ist nicht gerecht, dass der Staat von den Lohnerhöhungen profitiert, während die Bürger effektiv nicht mehr Geld in der Tasche haben“, sagt Lindner.

Sein Steuerpaket soll verhindern, dass die Inflation die Steuerlast unbemerkt in die Höhe treibt. Das klingt gut, aber der Teufel steckt, wie so oft, im Detail.

Ein Schritt in die richtige Richtung? Vielleicht.

Die Pläne des Finanzministers sehen vor, die Einkommensgrenzen für verschiedene Steuersätze an die Inflation anzupassen. So sollen Steuerzahler weniger von Lohnerhöhungen aufgefressen bekommen.

Besonders der sogenannte Spitzensteuersatz, der bei 42 Prozent liegt, wird 2025 erst ab einem Jahresgehalt von 68.430 Euro greifen – eine deutliche Verbesserung im Vergleich zu den letzten Jahren.

Familien und Geringverdiener können sich freuen, doch für Topverdiener bleibt Lindners Versprechen unerfüllt. Sozialabgaben steigen, und was die eine Hand gibt, nimmt die andere zurück.

Für Familien und Geringverdiener gibt es sogar noch bessere Nachrichten: Der Grundfreibetrag, also der Teil des Einkommens, der komplett steuerfrei bleibt, wurde besonders stark angehoben. Auch das Kindergeld steigt erneut. All das führt laut Berechnungen des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) dazu, dass viele Deutsche 2025 tatsächlich weniger Steuern zahlen werden.

Ein Single mit einem Bruttogehalt von 8000 Euro im Monat könnte im nächsten Jahr fast 4000 Euro weniger an den Fiskus abdrücken als noch 2021. Bei einer Familie mit zwei Kindern und einem Verdiener kann die Ersparnis sogar bis zu 6000 Euro betragen.

Der Haken an der Sache

Aber: Nicht alle kommen in den Genuss dieser Entlastungen. Besonders die Topverdiener, die unter die sogenannte Reichensteuer fallen, werden von der Reform kaum etwas spüren. Der Steuersatz von 45 Prozent gilt weiterhin ab einem Jahresgehalt von 277.826 Euro – und das bereits seit 2021. Hier gibt es keine Erleichterung in Sicht.

Für Gutverdiener aus der Mittelschicht könnte die Freude ebenfalls getrübt werden. Denn während die kalte Progression ausgeglichen wird, steigen gleichzeitig die Sozialabgaben.


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Die Ampel-Koalition hat mit den geplanten Steuersenkungen für 2025 einen historischen Schritt gemacht: Die kalte Progression soll vollständig kompensiert werden. Doch Kritik kommt vom Steuerzahlerbund, der vor möglichen Ausnahmen für Gutverdiener warnt.

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat eine Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze angekündigt – das ist die Einkommensgrenze, bis zu der Gehälter beitragspflichtig für Kranken-, Renten- und Arbeitslosenversicherung sind. Diese Grenze soll 2025 sprunghaft ansteigen, was besonders diejenigen trifft, die über 5000 Euro im Monat verdienen.

Für Arbeitnehmer mit höheren Gehältern bedeutet das: Mehr Netto vom Brutto bleibt nur auf dem Papier, denn die steigenden Abgaben fressen den steuerlichen Vorteil wieder auf. Beschäftigte, die mehr als 7550 Euro im Monat verdienen, werden durch die neue Beitragsgrenze deutlich höhere Abzüge bei Renten- und Arbeitslosenversicherung sehen.

Während die kalte Progression 2025 ausgeglichen wird, könnten steigende Sozialversicherungsbeiträge den erhofften Vorteil für viele Arbeitnehmer zunichtemachen – besonders für Gutverdiener.

Die Gewinner und Verlierer der Reform

Am meisten profitieren von Lindners Steuerpaket die kleinen und mittleren Einkommen. Dank höherer Freibeträge und der Anhebung der Werbungskostenpauschale bleiben ihnen tatsächlich spürbar mehr Euro in der Tasche.

Wer hingegen zur oberen Einkommensschicht gehört, wird kaum entlastet – im Gegenteil. Mit steigenden Sozialabgaben und unverändert hoher Reichensteuer könnte es für viele sogar teurer werden.

Und während Familien mit Kindern durch die Erhöhung des Kindergelds und des Kinderfreibetrags spürbar entlastet werden, stehen Alleinverdiener oder kinderlose Gutverdiener vor einer weniger rosigen Zukunft.

Lindners Versprechen: Keine Steuererhöhung durch die Hintertür

Christian Lindner verteidigt seine Pläne. Er betont, dass es ihm um Gerechtigkeit geht. „Wenn wir Sozialleistungen an die Inflation anpassen, dann muss das auch für die Steuern gelten“, erklärt er. Sein Entlastungspaket sei ein Schritt, um die steuerliche Belastung konstant zu halten.

Doch klar ist auch: Diese Entlastungen sind kein Geschenk, sondern eine Rückerstattung von dem, was der Staat durch die kalte Progression zusätzlich eingenommen hat. Und ob die Bundesländer dem Gesetz zustimmen, ist noch ungewiss. Hier wird sich zeigen, wie gut Lindner seine Reformen tatsächlich durchsetzen kann.