19. März, 2025

Military

Kanada und Portugal zweifeln am F-35-Kauf

Politische Unsicherheiten und Trumps NATO-Kurs bringen milliardenschwere Rüstungsaufträge ins Wanken

Kanada und Portugal zweifeln am F-35-Kauf
Die kanadische Regierung überprüft den Kauf von 88 F-35-Kampfjets für 19 Milliarden CAD. Premierminister Mark Carney erwägt Alternativen, um die heimische Rüstungsindustrie zu stärken.

Lockheed Martins F-35 galt lange als die unangefochtene Wahl für westliche Luftstreitkräfte. Doch nun gerät das milliardenschwere Kampfjet-Programm ins Straucheln.

Kanada und Portugal, zwei NATO-Verbündete der USA, stellen ihre Bestellungen infrage – getrieben von geopolitischer Unsicherheit, wirtschaftlichen Überlegungen und der zunehmenden Unberechenbarkeit der US-Regierung unter Donald Trump.

Kanada prüft Alternativen zum F-35 – trotz festem Vertrag

Am Freitag verkündete Kanadas Verteidigungsminister Bill Blair, dass Ottawa seine Bestellung von 88 F-35-Kampfjets noch einmal auf den Prüfstand stellt.

Der Auftrag, der 2023 unterzeichnet wurde und sich auf rund 19 Milliarden kanadische Dollar (etwa 13,2 Milliarden US-Dollar) beläuft, schien lange unantastbar. Nun deutet die Regierung an, dass es Alternativen geben könnte – auch mit Blick auf eine mögliche heimische Produktion.

„Ob wir wirklich alle bestellten Jets als F-35 übernehmen oder ob es Alternativen gibt, wird derzeit geprüft“, erklärte Blair im Gespräch mit CBC News. Premierminister Mark Carney habe ihn beauftragt, Optionen auszuloten – insbesondere mit Blick darauf, ob Kampfjets in Kanada gefertigt werden könnten.

Für Lockheed Martin ist dies eine bedrohliche Entwicklung. Kanada hatte sich nach jahrelanger Prüfung für das Modell F-35 entschieden und damit Konkurrenten wie die schwedische Saab Gripen E und die Boeing F/A-18 Super Hornet abgehängt. Eine Reduzierung des Auftrags oder ein Umstieg auf ein anderes Modell wäre für den US-Konzern ein schwerer Schlag.

Portugal überdenkt den F-35-Kauf

Fast zeitgleich kam aus Portugal eine ähnliche Nachricht. Verteidigungsminister Nuno Melo gab bekannt, dass seine Regierung den geplanten Kauf von F-35-Jets zur Ablösung der alternden F-16-Flotte überprüft. Der Grund: Die Unsicherheit über die zukünftige US-NATO-Politik.

Die kanadische Regierung überprüft den Kauf von 88 F-35-Kampfjets für 19 Milliarden CAD. Premierminister Mark Carney erwägt Alternativen, um die heimische Rüstungsindustrie zu stärken.

„Wir können die geopolitischen Rahmenbedingungen nicht ignorieren“, sagte Melo gegenüber der portugiesischen Zeitung Público. Gemeint ist vor allem Donald Trumps wiederholte Drohung, US-Truppen aus Europa abzuziehen und seine Forderung, dass NATO-Partner ihre Verteidigungsausgaben drastisch erhöhen.

Portugal ist auf US-amerikanische Sicherheitsgarantien angewiesen. Doch wenn Washingtons Engagement in der NATO ins Wanken gerät, könnte ein Kauf von US-Waffensystemen an strategischem Wert verlieren. Dies eröffnet neue Chancen für europäische Alternativen – etwa den französischen Dassault Rafale oder den Eurofighter Typhoon.

Lockheed Martin unter Druck – Milliardenmarkt wackelt

Für Lockheed Martin sind diese Entwicklungen alarmierend. Die F-35 ist mit über 3.000 Bestellungen das wichtigste militärische Exportprodukt der USA. Doch das Programm kämpft mit hohen Kosten, Lieferverzögerungen und technischen Problemen.

Schon in der Vergangenheit geriet Lockheed unter Kritik. Der F-35 wurde als „Wunderwaffe der Zukunft“ vermarktet, doch die Entwicklungskosten explodierten auf über 1,7 Billionen US-Dollar. Zudem sorgen Software-Probleme, Wartungsengpässe und hohe Betriebskosten für Frustration bei vielen Kunden.

Dass nun zwei NATO-Staaten öffentlich über eine Kurskorrektur nachdenken, könnte weitere Länder ermutigen, ebenfalls Alternativen zu prüfen. Besonders in Europa wächst die Debatte darüber, ob man sich zu stark von US-Rüstungskonzernen abhängig gemacht hat.


Lesen Sie auch:

Puma am Abgrund – Kann alter Schuh die Wende bringen?
Gewinnwarnungen, Entlassungen, Kurseinbruch: Puma kämpft mit hausgemachten Problemen. CEO Arne Freundt setzt auf einen alten Schuh als Rettungsanker – doch reicht das?

Kanada und Europa suchen eigene Wege – neue Rüstungsstrategien denkbar

Kanadas Idee, einen Teil der Kampfjet-Produktion ins eigene Land zu verlagern, ist nicht neu. Schon in der Vergangenheit versuchte Ottawa, Rüstungsaufträge mit lokaler Wertschöpfung zu verbinden. Sollten sich kanadische Unternehmen stärker in die Produktion einbringen, könnte das die Abhängigkeit von US-Herstellern reduzieren.

Auch Portugal steht nicht allein mit seiner Skepsis gegenüber US-Waffensystemen. In Frankreich und Deutschland wird zunehmend über eine europäische Verteidigungsstrategie diskutiert, die sich unabhängiger von den USA macht. Das von Deutschland und Frankreich entwickelte Future Combat Air System (FCAS) könnte eine Alternative zur F-35 darstellen – auch wenn es noch Jahre von der Marktreife entfernt ist.

Politische Spannungen belasten den transatlantischen Rüstungsmarkt

Die Unsicherheit um den F-35 ist mehr als nur eine Debatte über ein einzelnes Waffensystem. Sie spiegelt die wachsende Nervosität vieler Länder wider, die sich fragen, ob die USA unter Trump noch ein verlässlicher Partner sind.

Während Washington von seinen Verbündeten höhere Verteidigungsausgaben fordert, stellen sich diese zunehmend die Frage, ob die Investition in US-Rüstungstechnik langfristig sinnvoll ist. Sollte sich der Trend fortsetzen, könnte dies weitreichende Folgen für den transatlantischen Verteidigungsmarkt haben.

Für Lockheed Martin bedeutet das: Der F-35 bleibt zwar das meistverkaufte Kampfflugzeug der Welt – doch sein Nimbus als alternativlose Lösung beginnt zu bröckeln.

Das könnte Sie auch interessieren:

Adobe-Aktie unter Druck: Starke Quartalszahlen, aber enttäuschende Prognose
Gewinnsprung reicht nicht aus – Anleger enttäuscht von verhaltenem Ausblick.