Krise bei VW: Die Zeichen stehen auf Sturm
Mit einer lautstarken Betriebsversammlung in Wolfsburg und entschlossenen Protesten der Belegschaft ist Volkswagen (VW) erneut in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt.
Nach der Ankündigung drastischer Sparmaßnahmen durch das Management, steht das Unternehmen vor einer Zerreißprobe. Das Vertrauen der Arbeitnehmer in die Unternehmensführung ist erschüttert, und die Stimmung ist auf dem Tiefpunkt.
Lesen Sie auch:
Die Führungsetage, vertreten durch Markenchef Thomas Schäfer und Konzernfinanzchef Arno Antlitz, traf auf erbitterten Widerstand. Ihre Botschaft war klar: Angesichts eines dramatischen Einbruchs des Absatzmarktes und schwindender Einnahmen sieht sich der Konzern zu harten Einschnitten gezwungen.
„Wir verkaufen aktuell 500.000 Autos weniger – das entspricht der Kapazität von zwei Werken“, erklärte Antlitz.
Dies sei jedoch weniger auf schlechte Vertriebsleistungen zurückzuführen, sondern vielmehr auf einen allgemein schwachen Markt.
Kampf um die Zukunft: Betriebsrat gegen Vorstand
Die Reaktion der Belegschaft auf diese Aussagen war heftig. Mit Transparenten wie „Hände weg von der Beschäftigungssicherung“ und „Scheiß Doppelmoral“ machten die Mitarbeiter ihrem Unmut Luft.
Daniela Cavallo, die entschlossene Vorsitzende des Gesamt- und Konzernbetriebsrats, stellte sich vehement gegen die Pläne des Vorstands.
„Werksschließungen sind nur dann vertretbar, wenn das gesamte Geschäftsmodell stirbt. Und das ist hier nicht der Fall“, erklärte sie unter dem Applaus der Anwesenden.
Sie machte klar, dass die Wurzeln der Probleme nicht bei den deutschen Standorten oder den Personalkosten zu finden seien, sondern in der Chefetage:
„VW krankt daran, dass der Vorstand seine Arbeit nicht macht.“
Mit scharfer Kritik forderte sie die Führung auf, Verantwortung zu übernehmen und Lösungen zu finden, die nicht auf dem Rücken der Arbeitnehmer ausgetragen werden.
Wir berichteten bereits:
Regierungsintervention: Ein Kanzler mischt sich ein
Die Brisanz der Lage hat inzwischen auch die Politik auf den Plan gerufen. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich alarmiert und führte Gespräche sowohl mit dem Management als auch mit der Arbeitnehmervertretung.
Er betonte die Bedeutung von VW als tragende Säule der deutschen Autoindustrie und versprach, die Entwicklungen genau zu beobachten, ohne jedoch eine direkte Einmischung anzukündigen.
Werksschließungen: Gefahr für Standorte außerhalb Niedersachsens?
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Center Automotive Research in Bochum geht davon aus, dass VW um Werksschließungen nicht herumkommen wird, allerdings glaubt er, dass diese eher Werke außerhalb Niedersachsens betreffen werden.
„Die Landesregierung und die IG Metall werden dafür sorgen, dass sich rund um Wolfsburg nichts Wesentliches ändert“, sagte er.
Standorte wie Bremen, Kassel oder Zwickau seien hingegen besonders gefährdet.
Seine Analyse wirft ein kritisches Licht auf die langfristige Planung von VW. Die anhaltenden Softwareprobleme und die veraltete Modellpalette könnten dem Unternehmen in einem sich schnell wandelnden Markt teuer zu stehen kommen. Im Gegensatz zu anderen deutschen Herstellern scheint VW die Zeichen der Zeit nicht rechtzeitig erkannt zu haben.
Die Uhr tickt: VW muss handeln
Volkswagen befindet sich an einem Scheideweg. Der Konzern hat noch ein oder zwei Jahre, um eine nachhaltige Transformation zu vollziehen, betont Antlitz. Die nötigen Investitionen in neue Technologien und Modelle sind jedoch nur möglich, wenn die Kosten im Griff gehalten werden.